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Probleme   03


Jänner 2007  Ausgabe 156
Themen-Meinungen- Donaukurier          Disclaimer Impres

Umfahrungsdiskussion – im Rückblick

 

 

 

Umfahrungsdiskussion- und wie geht´s weiter?

Um Jahre zu spät, ein vom Verkehrsplaner Zibuschka "verschwenderisches"-
"euer Wunsch ist uns Befehl", Transparente der Gegnerschaft, der Salat-
Drohung "ich klage Sie", und wegen einer ungeübten Diskussionsführung des
sich vermeintlich in einer Gemeinderatssitzung befindlichen Bürgermeisters,
konnte die Stimmung der Teilnehmer, trotz einer zu 85% rekrutierten VP
Mannschaft aus Bediensteten, Parteisoldaten, Wirtschaft und Freunden, nicht
wesentlich für das Projekt gehoben werden.
Die in der Minderheit gebliebene Gegnerschaft, aus den mehr als 300
Anwesenden, verstand es durch Fachkompetenz und logisch formulierten
Vernunft-Fragen bzw. klärenden Stellungnahmen, den "Neulingen" unter den
Zuschauern mehr Aufschluss zu geben, als es das am Podium Platz
genommene Fachgremium glaubhaft machen konnte.

Alles in Allem entstand der Eindruck, dass man sich als Zuhörer in einer
geschlossenen ÖVP-Veranstaltung befand, und obwohl es einigen sonst
neutralen Fachexperten der Baulobby, nicht gelang, überparteilich zu bleiben,
verlief die "erste Bürgerversammlung der Neuzeit", sichtbar als Versuch, das
große Manko solch zwingender Kontaktnahmen zwischen Bürgern und Behörde, jetzt erstmals auszugleichen. Obwohl gleich nochmals negativ angemerkt
werden muss, dass dieses Informations-Defizit gegenüber den Bewohnern nicht etwa aus der Bringschuld der Stadt, insbesondere ihres Bürgermeisters,
veranstaltet wurde, sondern aufgrund eines GR-Minderheitsantrages der
Oppositionsparteien SPÖ, PUK und Familienpartei.

Als Beweis, dass es längst fällig gewesen wäre, zu diesem
Thema, bzw. zum Letzt- Projekt eine Bürgerversammlung einzuberufen, stand
die Tatsache einer massiven Gegnerschaft, bei denen sich nicht nur Emotionen, sondern auch ein erhebliches Informationsdefizit aufgestaut hatte. Eine
notwendige Mitbestimmung in den vergangenen Jahren wurde vom Stadtchef mit medialen Mitteln unterdrückt. Er hat einfach in seinen Parteiblättern und den
unfreien Zeitungen unbewiesen verkünden lassen, dass sich 90% der
KlosterneuburgerInnen für die Tunnel- Umfahrung ausgesprochen hätten.
Hingegen ist selbst eine Mehrheit im Gemeinderat kein repräsentatives
Entscheidungs-Instrument für ein derart wichtiges Projekt, das nicht nur auch
negative Auswirkungen auf die Menschen, sondern insbesondere auf Natur- und Umwelt hat. Dies kann und ist nur über eine Volksbefragung zu manifestieren.
Dieses Mittel der direkten Demokratie scheint aber für die seit 50 Jahren
regierenden Stadt- Schwarzen ein Fremdwort zu sein, so als würde dieses
Ansinnen von einem anderen Planeten kommen.

Nach einer Overheadbegleitenden Einführung durch Arch DI
Kiener
, erlaubte Bürgermeister Dr. Gottfried Schuh allen Fraktionssprechern
eine Stellungnahme abzugeben, nachdem er die Vorstellung seines Podiums mit der Begrüßung des ersten und höchsten Verkehrsplaners des Landes, Univ.
Prof. Dr. Zibuschka, sowie seiner Begleiter, Verkehrsstadtrat Hava, Hofrat DI
Forkert und HR DI Salat, nachgeholt hatte.
Während DI Kiener bei der Sache blieb, und die "Vorteile" (Entlastung
Stadtzentrum (Salat: "Es ist auch keine LKW-Durchfahrt zu befürchten"- das
müssen wir uns merken!), Verkehrsberuhigung Obere Stadt- ("Schleichweg gibt es nicht mehr"- das müssen wir uns auch merken!), Anbindung Schüttau,
Hochwaserschutz, Neugestaltung des Durchstichs, Lärmschutz, städtebauliche Entwicklung des Stadtplatzes, sowie Neugestaltung des Weidlinger
Bahnhofplatzes) der jetzt wenigstens einmal offiziell als Entlastungsstraße
tituliert und nicht von einer Umfahrung (die es nie geben wird) gesprochen wurde.

 

STR Hava in einen unnötigen, geradezu peinlichen Monolog einer
unrühmlichen Entwicklungsperiode seit 1976, die er, obwohl sie den
Steuerzahlern des Landes und der Stadt Klosterneuburg unnötige und verlorene zig- Millionen Schillinge gekostet hatte, quasi als "Erfindung" der
Sozialdemokratie verkaufen wollte, war den Zuhörern einfach zu dumm, worauf
sie ihn zurück pfiffen um ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen.
Zudem braucht sich wahrlich kein Befürworter dieser Fehlplanung etwas
einbilden, selbst wenn das Grundprinzip "Umfahrung von Klosterneuburg" seine
Berechtigung hat, wurde sie doch mit dieser Ausführung völlig verfehlt und eine
brauchbare Umfahrung rückt so in unerreichbare Ferne. Wenn es
verkehrsstrategisch auch richtig und möglich wäre Teilbereiche der Stadt, wie
Ölberg und Kritzendorf, in Fahrtrichtung Wien anders als über den Stadtplatz zu führen, so wie jetzt aufgezwungen, kann´s der Logik nach nicht gehen. Und dann sind das halt zwei Paar Schuh.
Einmal eine Stadtkernentlastung- und das andere Mal eine Umfahrung- die allein dem Namen nach eine Straße ist- wie dies in diesem Fall für Klosterneuburg
notwendig wäre- die den Durchzugsverkehr um die Stadt zu führen hat, und nicht durch die Stadt hindurch, noch weniger wenn Beginn und Ende innerhalb des
Stadtgebietes liegt, wie dies jetzt frei nach "Schildbürger- Methode" angeboten
wird.
Für die PUK sprach Dr. Schweeger, dem es verwehrt wurde (Schuh: da
müssen Sie eine PUK Veranstaltung organisieren- das ist heute eine
Informationsveranstaltung der Stadt), seinen Vortrag bildlich zu untermauern. Er erkannte zwar, dass seine Fraktion die Umfahrung nicht verhindern konnte,
zeigte aber fleißig Nachteile dieser "Nicht- Umfahrung" auf. Wie: Keine
Entlastungswirkung. Mit dem Tunnel wird das als sinnvolle Entlastungs- und
Bremswirkung erkannte Nadelöhr zwischen Tulln und Wien geöffnet, was allein der Klosterneuburger Bevölkerung ihre Lebens- und Wohnqualität einschränkt.
Mit den parallel geführten Straßenbauten, Lärm- und Hochwasserschutz, wird es immer schwieriger das Naherholungsgebiet der Au zu erreichen. Selbst die
verbesserte Zufahrt zum Industriegebiet sieht Schweeger als Unglück und
Schaden für den Wirtschaftsstandort Stadtplatz, der als einziger Einkaufs-
Schwerpunkt der Stadt gilt. Und die Projektfortsetzung, die das Kierlingtal-
Tunnel und auch die Anbindung an die Stockerauer Autobahn vorsieht, kann vom "Martins-Kreisverkehr" nicht aufgenommen werden. Insbesondere die einspurige Trassenführung in Richtung Wien wäre dafür gänzlich ungeeignet. Eine derartige Unglaubwürdigkeit lässt schon wieder an den Wortmeldungen der Personen am Podium zweifeln. Noch dazu wenn auf diesen beiden Fahrspuren das Erdreich
aus dem Tunnel neben dem Tagesverkehr weggeschafft und das Projekt "Tunnel" errichtet werden soll.
  Und von der Kierlinger Straße aus kann das gesamte Tunnelmaterial auch nicht über den Stadtplatz oder durchs Kierlingtal gekarrt werden. Etwas zu
glaubwürdig zeigte sich dann aber Dr. Schweeger durch die jetzt verbal schon wieder umgedrehten Etwas zu glaubwürdig zeigte sich dann aber Dr. Schweeger durch die jetzt verbal schon wieder umgedrehten Ankündigung von Bgm. Schuh keine Brückenanbindung durch die Au zum Standort "Rollfähre" errichten zu wollen- zit.: "Einen Donaubrückenstandort innerhalb des Gemeindegebietes
Klosterneuburg, wird es nicht geben."
Natürlich ist eine Trasse durch die Au zur "Rollfähren-Brücke" geplant. Siehe Kreisverkehr Tunnel-Albrechtstraße-Brücke
(Bild). Und Dr. Schuh hat mehrfach betont- eine Brücke kommt nach
Fertigstellung der Umfahrungsstraße, da sie daran angebunden werden muss.
Auch darf man es nicht als "bare Münze" nehmen, wenn Bgm. Schuh und seine Baulobby sowie die Planer der Landesregierung hoch und heilig versprechen,
dass die Straße immer nur zweispurig geführt wird. Da müssten ja alle wegen
mutwilliger Verschwendung von Steuermittel zur Verantwortung gezogen werden und schlechtesten Falls hinter "Schloss und Riegel" wandern, weil eine
zweispurige Straße mit 6,50 Meter auskommt, die Umfahrung aber 13 Meter
breit sein wird.
Wenn vier Spuren an der neuen Straße Platz hätten, wie dies richtiger Weise
der Mitarbeiter von Univ.Prof. DI Dr. H. Knoflacher, Harald Frey, bei der
Diskussion erklärte. Außerdem würden die Herrn ihrer eigenen, bereits
getätigten Aussage untreu werden, die lautete: nach Vollausbau, wird die Straße dreispurig geführt (wie jetzt die Baustelle der B14), was auch gar nicht anders
möglich sein würde.
Schweegers- 3-Punkte Forderung:
1. Es ist ein Gesamt-Mobilitätskonzept für Klosterneuburg nötig. Nicht Löcher
stopfen, sondern trachten wie alles unter einen Hut zu bringen ist. Ist bisher
nicht geschehen.
2. Priorität für nachhaltig sanfte Mobilität. Viele Wege sind von den
Verkehrsteilnehmern, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, zu
bewältigen. Wir müssen an die künftige Generation und den Schutz unserer
Kinder denken.
3. Eine Volksabstimmung wäre und ist für derartige Projekte zwingend. Nicht blindwütig drauflos planen.
 
FPÖ- STR Dr. Pitschko: Wir stehen hinter dem Entlastungsprojekt, sind
aber gegen den Tunnel und gegen die Brücke in der Schüttau. Mit der
Martinstunnel-Variantenstudie haben wir alle Vorhaben geprüft.
Dabei ist festzustellen, dass ein Tunnel gegenüber dem Jetzt-Zustand lediglich eine17%ige Entlastung bringen würde. Das steht nicht im Verhältnis zum
wirtschaftlichen und verkehrspolitischen Einsatz.
Und bei einem Brückenstandort in der Schüttau, müsste die Anbindung ans
Industriezentrum von der Stadt selbst bezahlt werden, weil das die ASFINAG
nicht übernehmen würde.
STR Mag. Wimmer, Grüne: In einem beispiellosen, sich widersprechenden
Wortschwall, dem man nur als Insider halbwegs folgen konnte, versuchte
Wimmer eine "Für- und Gegen- Schizophrenie" dem Publikum anzubieten, mit der sichtbar niemand etwas anfangen konnte.  "Wir waren gegen die
Umfahrung, aber uns war klar, dass sie gebaut wird, nachdem wir 2005 ein Arbeitsübereinkommen mit der ÖVP eingegangen waren"
, grübelte
scharfsinnig der Fraktionssprecher. Und im Nachsatz dann- "jetzt wollen wir das unsinnige Projekt ökologischer gestalten". Ein eindeutiger Beweis, dass die
Umfahrung, anders als dies Professor Zibuschka behauptet, de facto keine
überwältigende Mehrheit im Gemeindeparlament nachweisen kann. Dass die
doch tüchtigen Planer- Kiener, Forkert und Salat, auf Wimmer warten würden, bis dieser auf der neuen Stadtmauer, nach dem Autohaus Nagl, Kletterpflanzen (vielleicht im Aussehen eines "türkischen Turbans"- Modell- 2. Türkensturm
1683
) setzt, kann ich mir nicht vorstellen. Vielmehr glaube ich, dass dies die Planer schon alles vorgesehen haben und dann vielleicht gnadenhalber
gestatten, dass zur Eröffnung der "Grünen Hoffnung", Sepp Wimmer anwesend ist. Auch dass der Umbau des Stadtplatzes auf "Wimmerschen Mist"
gewachsen ist, glaub ich nicht. Genauso ist "seine Forderung" nach einer
besseren Beleuchtung des Stadtplatzes eine glatte Abscreibübung
vom
Donaukurier, der berichtete, dass dies die KOGE- KLBG, gemeinsam mit der
Familienpartei, gefordert hat.  Den "Vogel abgeschossen" hat Wimmer dann
aber mit der ebenfalls sehr sinnigen Aussicht, auf der alten B14 (Wiener Straße) als Fahrbahnteiler und Rückbaumaßnahme, etwa zwischen Niedermarkt und
Weinbauschule eine Kastanien-Allee mit rotblühenden Blüten zu pflanzen, die sich dort schädlingsfrei entwickeln kann. Natürlich sollen es gleich um 20%
mehr Bäume sein, als auf der jetzt geschlägerten Allee vorhanden waren. Ob
ihm auch bewusst ist, dass allein in der kalten Jahreszeit, die Fahrbahn dick
bedeckt mit rutschigem Laub, zur "Todesgefahr" werden kann, ist nicht bekannt. Eher kann man sich vorstellen, dass er nicht daran denkt.
Und zu Tunnel und Brücke hat Wimmer wieder ein schlechtes Verhältnis. Er
lehnt die zusätzlichen Verkehrserreger ab. Ob er da wieder bedenkt, dass sein großer Politbruder ÖVP, diese beiden Projekte aber zu akzeptieren hat, weil sie zusammen gehören, steht wieder in den Sternen. Aber da braucht er vermutlich gar nicht mehr nachdenken, weil bis es so weit ist, gibt es voraussichtlich die
Grünen und ihren Chef längst nicht mehr in der Koalition. Da sind schon wieder die Roten, Partner der Schwarzen. So gesehen verabschiedet sich Wimmer wie ein "Polit-Selbstmörder". Denn die ÖVP kann nur mit einem Befürworter der
künftigen Verkehrsplanungen zusammenarbeiten. Und wenn es sich um noch so unsinnige Planungen handelt. Und die künftigen Steigbügelhalter der Schwarzen werden in diesem Fall die Roten, die dem Tunnel ja nicht abgeneigt sind.
Vizebürgermeister KR Fritz Kaufmann betont, dass die ÖVP diese
Umfahrung seit Jahrzehnten gefordert hat, was auch ein Armutszeugnis ist,
wenn ihm das trotz potenter Politfreunde in Stadt und Land nicht eher gelungen ist. Befürwortet wird von ihm im Namen der ÖVP die
Donaubrücke die er
selbst aus Gründen des Wirtschaftsabflusses auf das andere Ufer, jahrzehnte-
lang bekämpfte.
Der Realisierung für dieses notwendige Brücken- Projekt, legt er aber gleich ein schier unerreichbares Fernziel auf: "Wir haben dafür noch keinerlei
Planung- und schließlich hat die Klosterneuburger Umfahrung auch 30 Jahre
gebraucht.
LR Mag. Mikl-Leitner in der Kronen-Zeitung vom 23.12.2000:
"Unmittelbar nach Fertigstellung der Umfahrungsstraße soll dann mit der Errichtung der Brücke begonnen werden".
Univ. Professor DI Dr. Zibuschka: "Das Prinzip des Landes ist es, dass überregionale Projekte Priorität haben, damit die Erhaltung des Standortes
Niederösterreich intensiv betrieben werden kann. Das wird auch von
Landeshauptmann Pröll so erkannt.
Und dann gibt es regionale (örtliche) Projekte, wie die Entlastungsstraße
Klosterneuburg, die, wenn entsprechende Entscheidungen getroffen wurden und Region und Stadt mit eindeutigen Beschlüssen dahinter stehen, diese auch in
die Tat umgesetzt werden. Genauso wird auch mit dem Tunnel und der
Donaubrücke verfahren. Und das ist klar. Klosterneuburg ist "im Eck"- ohne
Brücke. Tulln wäre da genauso arm wie Klosterneuburg, hätte sie keine Brücken".
Der ständig erweiterte öffentliche Verkehr bringt aber auch über diese Schiene eine Erleichterung. So wird spätestens 2012 die neue Westbahn von Wien nach St. Pölten übers Tullnerfeld fertig gestellt sein. Dabei wird es mit dem
Zentralbahnhof in Pixendorf, für Pendler eine attraktive Umsteigmöglichkeit nach Wien und St. Pölten geben.
Dazu ein Einwand aus dem Publikum: "Warum hat man dann mit der
Klosterneuburger Umfahrung nicht gewartet bis die Westbahn fertig und diese
Umsteigemöglichkeit gegeben ist?- Dann hätten wir vielleicht gar keine
Umfahrung mehr gebraucht". 
Zibuschka: "Dafür, dass Öffentlicher und Straßenverkehr gleichsam nötig sind, stehen wir zur Verfügung. Dabei ist es so, dass 2/3 in Öffentlichen, und 1/3 in
Individualverkehr investiert wird.
 
Hofrat DI Salat will keinen Verkehrssalat. Bei der "Fahrspur-Regelung" auf der Wiener Straße nach dem Weidlinger Bahnhof noch ausgezeichnet (wie dies schon vorweg von der KOGE-KLBG und Familienpartei bei der ersten
Behinderung erkannt wurde), verurteilte er in einer Wortmeldung die Unart,
dass die Eltern die Kinder mit dem Auto zum Gymnasium führen und auch alle Busse die Lehranstalt anfahren, was täglich einen Megastau verursacht. Er
wisse das aus eigener Erfahrung, schließlich wohne er ja in der Buchberggasse. (Komm.- irgendwie peinlich). Er hat zwar prinzipiell recht, die Zuhörer befremdete dies
dennoch. Hat doch Salat dafür plädiert, den Durchzugsverkehr künftig zu
unterbinden, will er jetzt offensichtlich auch den innerstädtischen Verkehr
verbieten. Viele fragen sich- "wozu sind dann die Gemeindestraßen da?" Noch dazu wo es in der Oberen Stadt mehrfach die Beschilderung "nach Tulln" und
"nach Wien" gibt.
Die Zuhörer-Frage- "es war immer die Rede von einer Umfahrung. Von einem
Tunnel hat man nie etwas gehört. Warum jetzt auf einmal auch ein Tunnel? -
Vom Podium kommt "Schweigen im Walde". Endlich "opfert" sich Hofrat Salat und ringt sich zu einer Antwort durch: "das kann ich nicht beantworten. Da müssen Sie die Gemeinde fragen".
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf die Feststellung einer Teilnehmerin,
sie kenne das Tunnel-Projekt nicht, sie habe davon noch nie gehört und warum das gerade an der Umfahrung angebunden werden muss, wo doch STR DI
Hofbauer immer noch am liebsten den Babenberger-Tunnel errichten möchte,
antwortete Hofrat DI Forkert: "Wäre nicht das Martins-Tunnel so geplant worden, wäre auch die Umfahrung anders verlaufen".
Allerdings erneut ein Beweis dafür, dass von Seite der Baulobby der
Martinstunnel kommen muss...

Aufregung kam u.a. von Bewohnern des Martinsviertel. Durch den Bau des Martinstunnels, insbesondere aber durch die im Bau befindliche Umfahrung, entsteht für das östliche Martinsviertel eine Verkehrsbelastung
ähnlich der, entlang der Wienerstraße. Bisher handelte es sich um ein
Wohnviertel in Ruhelage. Die Häuser des Martinsviertels gehören zur ältesten und denkmalgeschützten Bausubstanz der Stadt. Die Erhaltung liegt den
Bewohnern besonders am Herzen. Nicht nur die alten Häuser leiden unter der
Lärmbelastung und den zusätzlichen Erschütterungen, sondern auch die Wohn- und Lebensqualität wird beträchtlich sinken. Auch der Verkehrswert des
Anwesens fällt in den Keller.

Dipl. Ing. Harald Frey,
Technische Universität Wien
Der verkehrstechnische Amtsgutachter der NÖ Landesregierung spricht in
seinem Gutachten:
"(...),wonach das vorliegende Projekt nicht dazu geeignet ist, sämtliche künftig möglichen verkehrswirksamen Zusatzmaßnahmen, wie etwa die Umfahrung von Höflein und Kritzendorf, die Anbindung des Kierlingtales (Martinstunnel) sowie die Verbindung einer neuen Donaubrücke nach Korneuburg zu bewältigen."
Sollten also Martinstunnel und Donaubrücke verwirklicht werden, wird mittelfristig der 4-spurige Ausbau der Entlastungsstraße folgen. Dies hat wenig mit der
Kapazität des geplanten Martinstunnel zu tun (wie DI Salat fälschlicherweise
meinte) sondern mit
dem Potenzial und den Veränderungen im Tullnerfeld. Mit einer zusätzlichen
Donauquerung wird dieses Problem noch verschärft. Zu Beginn der Diskussion
wurde immer von der Entlastungsstraße als "Problemlösung" gesprochen.

Vorraussetzung zur Lösung von Problemen ist jedoch ihre geistige
Bewältigung. Werden die Wirkungsmechanismen und komplexen
Systemzusammenhänge im Verkehr nur auf embryonaler Basis verstanden, wird sich die Stadt in keinem Fall, wie es genannt wurde, "positiv entwickeln". (Hier wäre die Frage angebracht gewesen, ob sich die Stadt ohne Umfahrung in den letzten 1500 Jahren so schlecht entwickelt hat?)
Die "Umfahrungsstraße" ist eine Lösung aus der Gruft.
Anstatt endlich Hirnschmalz in Verkehrsprobleme und deren Lösungen zu
investieren, wird zuerst einmal gebaut. Davon profitiert die Bauindustrie. Darum sagt auch Pöchhacker vom Baukonzern "Porr" - allerdings nur hinter
vorgehaltener Hand - "Wir müssen die Probleme schaffen, für die Lösungen, die wir schon in der Tasche haben." Damit ist klar, dass es sich bei der
Entlastungsstraße nur um einen Problemverursacher, niemals um eine Lösung handeln kann.

Wenn der Straßenverkehr (und dieser ist gemeint, wenn allgemein von "dem
Verkehr" gesprochen wird) für die Stadt so schädlich ist, wäre zuerst einmal zu untersuchen, was passieren würde, wenn man verschiedene Durchzugsstraßen für den motorisierten Individualverkehr schließt. Als im Jahr 2002 die
Buchbergstraße gesperrt wurde, war nach 5 Tagen der anfängliche Stau
verschwunden. Auch wenn ein Teil der Verkehrsteilnehmer auf öffentliche
Verkehrsmittel umgestiegen sind, so muss es doch beträchtliche Reserven im System geben. Warum also bauen? Wenn es das Ziel sein soll, "Verkehr auf geringem Platz zu bewegen", wie am Beginn der Informationsveranstaltung
erwähnt wurde, müsste schon längst die Wiener Straße rückgebaut, und der
Öffentliche Verkehr weiter attraktiviert worden sein.
Immer wieder wurde im Vortrag von DI Kiener betont, dass es sich bei der
Entlastungsstraße um eine "regionale Sache" handelt. Dies ändert sich natürlich schlagartig mit der Donaubrücke. Damit erfolgt eine Anbindung an das regionale Netz, es wird Raum für zusätzlichen  Straßenverkehr geschaffen, die Kapazitätsgrenzen werden nach oben verschoben.

Politiker und Entscheidungsträger sind von den Bürgerinnen und Bürger in dem Vertrauen gewählt worden, dass sie langfristige Entscheidungen mit
weiser Voraussicht und mit Verantwortung tätigen. Werden 70 Mio. Euro in eine Straße investiert, die nachweislich bereits nach wenigen Jahren an ihre
Kapazitätsgrenzen gestoßen ist, (und dabei noch eine der wertvollsten
Landschaften in Österreich zerstört hat), kann dies als eindeutig als
"Verschwendung" und als "unverantwortlich" bezeichnet werden. Es wäre
interessant, ob es auch einen mehrheitlichen Gemeinderatsbeschluss gäbe,
würde man 10.000 Euro (wenn man die Baukosten an die Bevölkerung verteilen würde) jedem Klosterneuburger Haushalt auf das Konto überweisen wollen.
Zibuschka meint: "Stillstand bedeutet Rückschritt." Wenn man aber wie ein Irrer im Wald herumläuft, weil man vom Weg abgekommen ist, wird man diesen nicht finden. Stehen bleiben, in Ruhe nachdenken und reflektieren - also
Rekonstruktion - wird entscheidend. Das alte Sprichwort beschreibt dies, wenn man bekanntlich den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht.


Dipl.Ing. Harald Frey, Technische Universität Wien
Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik (TUW-IVV)
Gußhausstraße 30/231 | A-1040 Wien

harald.frey@ivv.tuwien.ac.at  Tel: +43-(0)1-58801-23117  Fax: +43-(0)1-58801-23199 http://www.ivv.tuwien.ac.at
 
 
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