Klosterneuburg.- Mit der sinnigen Feststellung; "Also lautet ein Beschluss: Dass der Mensch was lernen muss", beginnt Wilhelm Busch den vierten Streich von Max und Moritz. Nun ist aber Zwang kein besonders gut geeignetes Mittel in der Bildungsarbeit die nötigen Erfolge zu erzielen. Während der Lehrtätigkeit von Prof. Friedrich Stradner war kein besonderer Druck nötig, um seine Schüler zur täglichen Leistung anzuspornen. Mit seiner eigenen vorbildlichen Menschenführung und seinem beispielgebenden, freundlichen Charakter hat er es fertig gebracht, dass sich seine Schüler mit Freude den verlangten Lehrstoff und somit das für's Leben nötige Wissen aneignen konnten.
Prof. Stradners bevorzugte Unterrichtsfächer haben jeweils den Anfangsbuchstaben "M". Mathematik und Musik bestimmten nicht nur seine aktive Berufslaufbahn. Auch während seines Ruhestandes ließ es sich der heute fünfundneunzigjährige Pädagoge nicht nehmen, für seine geliebte. Musik weiter zu wirken. Zu einer wohlverdienten Feierstunde für den Jubilar, trafen am vergangenen Freitag im Festsaal des Agnesheimes eine, große Gratulantenschar ein. Seine Familie, Bürgermeister Dr. Gottfried Schuh, Vertreter der Klosterneu-burger Wirtschaft und der Bezirkshauptmannschaft die sich mit Ehrengaben einstellten, eine große Zahl seiner ehemaligen Schüler sowie die örtliche Stadtkapelle unter Alois Zisser, der einst ebenfalls als Stradner- Schüler seiner Trompete die ersten Töne entlockte, waren gekommen um ihren "Onkel Fritz" hochleben zu lassen. Selbstverständlich wurde ihm zu Ehren auch seine eigene Komposition, der Marsch „Frohe Jugend" gespielt. Eine große Freude für ihn war die gleichzeitige Überreichung der ersten Notendrucke dieses Werkes. Als besondere Auszeichnung erhielt Prof. Stradner zusätzlich die vergoldete Geschenkmünze der Wirtschaft sowie die von der NÖ Blasmusik überreichte Goldene Fördernadel als Würdigung für die Verdienste der Stadtkapelle Klosterneuburg. Das lobende und dankbare Wirken Prof. Stradners für die Stadt hob Bürgermeister Dr. Schuh mit dem Beispiel hervor, dass der Name dieses bedeutenden Klosterneuburgers für immer in goldenen Lettern zu schreiben sei. Tatsächlich ist es – diesem fleißigen und talentierten Bürger gelungen, weit über seine Pflichten hinaus, eine bewundernswerte Schaffenskraft an den Tag zu legen. Prof. Stradner stellte im wahrsten Sinn des Wortes seinen Mann als Kapellmeister, Komponist, Dirigent, Literat, Chorleiter, Solist im Chorherrenstift, Veranstalter von Schulfesten, Kino-Operateur und Instrumentenbauer. Wirkte mit bei Fernsehfilmen, Radiosendungen, als Sänger im Staatsopernchor, betreute zahllose Musikgruppen, befasste sich als einer der ersten mit der Verwendung des Filmes im Unterricht und gründete zuletzt sogar im Altersheim einen Chor. Prof. Friedrich Stradner wurde am 29. Jänner 1901 als Sohn des Eisenbahnbeamten Franz Stradner geboren. Seine Mutter Franziska war Lehrerin. 1924 heiratete er seine Gattin Marianne. Seine beiden Söhne schlugen ebenfalls eine akademische Laufbahn ein. Hofrat Dr. Herbert Stradner wurde Chefgeologe an der Geologischen Bundeslehranstalt in Wien, Dr. Gerhard Stradner ist Direktor der Sammlung alter Musikinstrumente im Kunsthistorischen Museum. 1934 kam Prof. Stradner als Hauptschullehrer an die Hermannschule in Klosterneuburg und wurde dort später Direktor. Neben seiner schulischen Tätigkeit widmete er sich weiter der Volksbildung. Er hielt Vorträge an der Klosterneuburger Urania und Nachschulungskurse für die Arbeitslosen. Von seinen damals verfassten Werken sind zu erwähnen: „Österreich in erdkundlichen Zeichenskizzen", „Betrachtgeräte und Kleinbildprojektoren" sowie „Spiel und Arbeit". Ein großer Teil seiner Kompositionen wurden 1961 im Rundfunk unter dem Titel „Lieder aus meiner Wanderzeit" aufgeführt. Dabei wirkten die Klosterneuburger Sängerknaben und der Rundfunkchor mit. Sein Wirken als Lehrer wurde von der Unterrichtsbehörde mit mehrfachen Belobigung- und Anerkennungsdekreten ausgezeichnet. Er ist Träger des goldenen Verdienstzeichens des Landes und des Goldenen Stadtwappens der Stadtgemeinde Klosterneuburg.
Tatsachen A 24-01-01 In tiefer Trauer