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       Tatsachen   D  25-04-2000   In tiefer Trauer  Disclaimer Impres

August Walla - zwischen Teufel und Engel   17.7.2001  

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August Alois Walla erklärt:
"Ich bin kein Künstler, ich mache alles nur aus Gefälligkeit"
"Mein himmlisches Klosterneuburg"

August Walla, 65, einer der großen, wenn nicht sogar der größte Künstler aus Gugging, ist tot. Seine Heimstätte, das Zimmer in dem er lebte, aber auch die Außenfassade des Künstlerhauses selbst, gibt Zeugnis von der Traumwelt eines kranken, aber bedeutenden Meisters. Dass sein Zimmer, im "Künstlerhaus" der NÖ Nervenklinik, als musealer Schatz der Nachwelt erhalten bleibt, ist so gut wie sicher. Hat seine Wände
doch der Künstler, in jahrelanger Schaffenskraft, bis auf den letzten weißen Mauerfleck, mit leuchtenden und aussagekräftigen Farbstrichen versehen. Verständlicherweise herrscht große Betroffenheit in den Kunstkreisen der ganzen Welt. Sogar die New York Times berichtete über Wallas Ableben. Die Leiterin der neuen Gugginger Galerie, Mag. Nina Katschnig, ist bestürzt. Jetzt hat die im ehemaligen Künstlerhaus eingerichtete Galerie viel an "Farbe" verloren. Zudem ist die rechtliche Seite des Nachlasses ungeklärt, da es weder Erben, noch ein Testament gibt.

In einer Schrebergartenhütte, per Adresse Auparzelle Nr. 89, hat Walla vor seiner kunstschaffenden Tätigkeit gewohnt. Mit seiner Mutter. Die ärmlichen Verhältnisse haben sie zusammen-geschweißt. Der Sohn konnte nicht ohne Mutter, die Mutter nicht ohne August leben. Mit ihrem Hand-Leiterwagen sind sie bis in den Kierlinger Wald gefahren, um Glaubholz zu sammeln. Ihre Behausung konnte gegen die Kälte der Winternächte nur mit brennenden Holzscheitern in Herd und Ofen geschützt werden. Der Tod der Mutter zwang ihn schließlich, einen Platz in der Landesnervenklinik Maria Gugging einzunehmen. Vom Psychiater Leo Navratil wurden Männer, die sich künstlerisch betätigten, schon 1970 entdeckt, gefördert und betreut. Neigungen entstanden. Talente folgten. Eines ist das bildnerische Universalgenie August Walla, der neben kalligraphischen Schriften, Zeichnungen und Malereien auch Objekte gestaltete, Aktionen durchführte und mit Arbeiten die Landschaft und seine gesamte Umwelt beeinflusste, ihr sein eigenes mythologisches Konzept unterlegte.

 In einem Atemzug wurden Johann Hauser, August Walla und Oswald Tschirtner bereits in den 70er Jahren von Jean Dubuffet gesammelten und in der Collection de l´ Àrt brut präsentierten Werke, genannt.
Die als "Outsider Art" zu bezeichnenden künstlerischen Darstellungen der Gugginger Künstler, haben das Interesse vieler Kunstliebhaber aus allen Erdteilen geweckt. In bedeutenden Gruppenausstellungen, etwa in der Hayward Gallery in London, im Kunstamt Wedding in Berlin, oder in der Arte Incomum in Sao Paulo, waren Künstler, wie Walla, repräsentativ vertreten.

Wieder zurück in sein bescheidenes Zimmer,
erkennt man die Geborgenheit eines "Vier-Wände-Bildes" das unter der Führung des Künstlerhaus-Leiters, Dr. Johann Feilacher, Walla eine gewisse Zufriedenheit gab. Feilacher, selbst als Bildhauer praktizierender Künstler, der mit der in Amerika geschaffenen,  größten Holzskulptur der Welt, Lorbeeren für Österreich sammelte, schreibt über Walla:
 

 "August Walla, der vielseitigste der Gugginger Künstler, hat sich eine vollständige Kunstwelt geschaffen, die zum Inhalt seines Lebens geworden ist. Er ist ein Einzelgänger. Sein Anteil am Gemeinschafts-leben ist nicht auf den unmittelbaren Kontakt mit der Umgebung zurückzuführen, sondern auf einer Manifestation der eigenen Existenz gegenüber der Außenwelt in seinem Kunstschaffen. Man kann August Walla als "Gesamtkünstler" bezeichnen. Außer den traditionellen Techniken wie Zeichnung, Malerei und Radierung baut er Objekte aus Abfall, verändert seine Umgebung und lässt sich als Aktionist mit eigenen Werken fotografieren. Seine Vielseitigkeit ergänzen zahlreiche Schriften von großer poetischer Dichte. Seine Werke führen uns in die faszinierende Welt seiner Vorstellungen, die oft mit geheimnisvollen Emblemen chiffriert sind. In dieser Welt kommt es zu einer Auseinandersetzung mit der eigenen Geschlechtsidentität, der katholischen Religion, mit Politik und Umwelt. Diese Themen kehren immer wieder. Er identifiziert sich in seinen Werken nicht nur mit verschiedenen Göttern, mit dem Teufel oder "Hitler-Sohn", sondern erzählt von der eigenen Umwandlung vom "Nazimädchen" zum "Kommunistendoppelknaben". Dies wiederholt sich auch in den oft verwendeten konträren Symbolen. Die reiche, komplizierte Symbolik seines Kunstschaffens zwingt den Betrachter zu permanentem Suchen und Entdecken und dadurch zum Eindringen in die Tiefe seiner künst-lerischen Welt, die für den Betrachter jedoch eine nie vollständig zugängliche Welt August Wallas bleiben wird".

Walla Brief nach dem Tod seiner Mutter an Stiftspfarrer Dr. Walter Simek, der diesen Walla-"Wunsch an Gott" für seine Mama anlässlich der Einsegnung am 23.7. am Oberen Stadtfriedhof der Trauergemeinde vorgelesen hatte. Im feierlichen Gedenken an den Künstler August Walla nannte Dr. Walter die große Liebe und Verbundenheit Wallas mit seiner Geburts- und Heimatstadt Klosterneuburg, die er als himmlisch bezeichnete. Seinem "himmlischen Klosterneuburg" stets verbunden, zeigte er sich auch stets in seinen Bildern und Schriften. Gegenüber seinem "Lehrherren" und "Künstler-Entdecker"- Dr. Leo Navratil, der Walla einen Künstler nannte, erklärte dieser, er sei kein Künstler- er mache alles nur aus Gefälligkeit.  

 

 

 Dr. Walter Simek: Die letzten Worte dieses Briefes seien nun in Erfüllung gegangen. Jetzt sind Mutter und Sohn für immer daheim und vereint...

 Brieftext: - Absender: Augustin Walla!
Christus Gebet für meine brave Mutter!  Prophet Gott Heiland Du Christus mein bitte lasse länger leben mein braves, so gutes Mütterlein. Ja Du Himmelskönig Gottessohn beim Himmelvater auf dem so goldenen Gottesthron. Mache lebendig meine so geliebte Mama, so wie du den Toten Lazarus lebendig gemacht hast in Jerusalem
Mache lebendig meine so geliebte Mama, so wie du den Toten Lazarus lebendig gemacht hast in Jerusalem im heiligen Römerland, mache meine tote Mami wieder lebendig, und gib bitte ihr die Wohnung im Orte Klosterneuburg, mache sie gesund und dass es ihr wohlergehe auf der Erde bei mir daheim.

 
 September 2006
 


Ewald Baringer
liest August Wall
„Poesie aus Gugging“
Ein literarischer Abend im Stadtmuseum Klbg.

Im Rahmen der Retrospektive „August Walla und Klbg“, die bis 17. Dezember 2006 im Stadtmuseum Klosterneuburg zu sehen ist, liest Mag. Ewald Baringer am Mittwoch, den 27. September 2006 aus Werken Gugginger Literaten. August Walla war – wie in der Sonderschau hinlänglich aufgezeigt wird, nicht nur Zeichner und Maler, sondern auch ein begeisterter Typograph und Briefschreiber. Dabei fanden normalerweise eigene Texte und Wortschöpfungen Eingang in seine Werke: Fallweise sogar Gebete, Gedichte, Märchen, … Aus diesem reichen Fundus wird Ewald Baringer eine repräsentative Auswahl treffen. Aber nicht nur Texte von Walla werden am 27. Sept. 06 allen Literaturliebhabern einiges zu diskutieren und denken geben, gibt es doch noch andere, durchaus bekannte „Gugginger Literaten“, etwa Ernst Herbeck, Edmund Mach oder auch das Multitalent Arnold Schmidt.
Von 1946 bis zu seinem plötzlichen Tod im September 1991 lebte Ernst Herbeck, ein schweigsamer Mann, der sich gerne im Hintergrund hielt, in Gugging. Die Gedichte Herbecks, von dem Ernst Jandl einst meinte, dass er „Anspruch hat auf seinen eigenen, unbestrittenen Platz in der deutschsprachigen Poesie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“, wurden 2002  in dem Buch „Die Vergangenheit ist klar vorbei“ herausgegeben.
Zu den bekanntesten Literaten aus Gugging gehört Edmund Mach, der 2004 / 75 Jahre alt geworden wäre. Sein Leben wurde – natürlich künstlerisch adaptiert und verändert – sogar von Gerhard Roth in dessen Roman „Das Labyrinth“ aus dem Orkus-Zyklus behandelt. Mit „Buchstaben Florenz – Texte von 1965-79“ hat Mach ein Werk geschaffen, das heute im Buchhandel nicht mehr erhältlich ist. Eine weitere Publikation des Literaten ist der Gedichtband „Triumph des Schreckens“. Arnold Schmidt schließlich, der den Rufnamen Andi bevorzugt und seit 1986 im Haus der Künstler wohnt, ist nicht nur Zeichner und Maler, sondern auch Autor vieler Texte. Fallweise bringt er sie selbst zu Papier, doch lieber diktiert er sie. Eine erste Auswahl seiner Phrasen und Texte wurde in dem Buch „111“ veröffentlicht. Unter diesen Voraussetzungen kann man gespannt sein, für welche Autoren und welches Programm sich Ewald Baringer entscheiden wird. Zum gemütlichen Ausklang des Abends laden die „Freunde und Förderer des Stadtmuseums Klosterneuburg“ zu einem kleinen Umtrunk und Knabbereien ein.
Mag. Veronika Pfaffel  


NÖN Klosterneuburg  1986  Franz Spanny tot. Bericht: Herwig Irmler
Beliebter Landwirt starb jetzt mit 90! 

Kierling,- Die ganze Gemeinde  trauert um den in der Vorwoche im 90. Lebensjahr verstorbenen Landwirt und Weinhauer Franz Spanny. Seine unermüdliche Schaffenskraft aus der er schier endlos schöpfen konnte, war nicht nur Vorbild für seine Familie, sondern machte ihn geradezu zum Idol der arbeitenden Mitmenschen.
Am 28.8.1896 als Sohn eines Kierlinger Weinhauers in der Feldgasse geboren, lernte Spanny schon früh die Freuden und Leiden der schweren Weinhauertätigkeit kennen. Seither wurde dem Franz, wie ihn seine Freunde nennen dürfen, der Weingarten zur zweiten Heimstätte.
Sein Regenschirm, der vor Regen und Sonne gleichermaßen schützte, eine Thermosflasche mit heißem Getränk und ein Jausenpaket waren der bescheidene Bedarf, den Spanny täglich auf seinem langen Weg zu seinem Weingarten mitnahm.
Obwohl ihn an seinem Arbeitsplatz Einsamkeit umgab, ließ die Begegnung mit einem Menschen dann beide Seiten Sorge und Mühsal für kurze Zeit vergessen. Stadt Klage und Bitterkeit kamen Frohsinn, Freude und ein zünftiger Witz über seine Lippen. Aus dem Lied
`Feierabend´ des feierlichen Requiems zu Ehren des Verstorbenen klingt der Trauergemeinde noch der für Spanny bezeichnende Text im Ohr: `Das Tagwerk ist vollbracht...´

 
        Tatsachen    D     25-04-00   In tiefer Trauer