August Walla
- zwischen Teufel und Engel
17.7.2001
† |
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Daten
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August Alois Walla erklärt:
"Ich bin kein Künstler, ich mache alles nur aus
Gefälligkeit"
"Mein himmlisches Klosterneuburg" |
†
August Walla,
65, einer der großen, wenn nicht sogar der größte Künstler aus Gugging, ist tot. Seine Heimstätte, das
Zimmer in dem
er lebte, aber auch die Außenfassade des
Künstlerhauses selbst,
gibt Zeugnis von der Traumwelt
eines kranken, aber bedeutenden Meisters. Dass sein
Zimmer, im "Künstlerhaus" der NÖ Nervenklinik,
als
musealer Schatz der Nachwelt erhalten bleibt, ist so gut
wie sicher. Hat seine Wände
doch der
Künstler, in jahrelanger Schaffenskraft, bis auf den letzten weißen
Mauerfleck, mit
leuchtenden und aussagekräftigen Farbstrichen
versehen. Verständlicherweise herrscht große
Betroffenheit in den
Kunstkreisen der ganzen Welt.
Sogar die New York Times berichtete über Wallas Ableben.
Die Leiterin der neuen Gugginger Galerie, Mag. Nina
Katschnig, ist bestürzt. Jetzt hat die
im ehemaligen Künstlerhaus eingerichtete Galerie viel an
"Farbe" verloren. Zudem ist die rechtliche Seite des
Nachlasses ungeklärt, da es weder Erben, noch ein
Testament gibt. |
In
einer Schrebergartenhütte, per Adresse Auparzelle Nr.
89, hat Walla vor seiner kunstschaffenden Tätigkeit gewohnt. Mit
seiner Mutter. Die ärmlichen Verhältnisse haben sie
zusammen-geschweißt.
Der Sohn konnte nicht ohne Mutter, die Mutter nicht ohne
August
leben. Mit ihrem Hand-Leiterwagen sind sie bis in
den Kierlinger
Wald gefahren, um Glaubholz zu sammeln.
Ihre Behausung konnte gegen die Kälte der Winternächte
nur mit brennenden Holzscheitern
in Herd und Ofen geschützt werden.
Der Tod
der Mutter zwang ihn schließlich, einen Platz in der
Landesnervenklinik Maria Gugging einzunehmen.
Vom Psychiater Leo Navratil wurden Männer, die sich
künstlerisch betätigten, schon 1970 entdeckt, gefördert
und betreut.
Neigungen entstanden.
Talente folgten.
Eines ist das bildnerische Universalgenie August Walla,
der neben kalligraphischen Schriften, Zeichnungen und
Malereien auch Objekte gestaltete, Aktionen durchführte
und mit Arbeiten die Landschaft und seine gesamte Umwelt
beeinflusste,
ihr sein eigenes mythologisches Konzept
unterlegte. |
In
einem Atemzug wurden Johann Hauser, August Walla
und Oswald Tschirtner bereits in den 70er Jahren von
Jean Dubuffet gesammelten und in der Collection
de l´
Àrt brut präsentierten Werke, genannt.
Die als "Outsider
Art" zu bezeichnenden künstlerischen Darstellungen der Gugginger Künstler, haben
das Interesse vieler Kunstliebhaber aus
allen Erdteilen
geweckt. In bedeutenden Gruppenausstellungen, etwa
in der Hayward Gallery in
London, im Kunstamt Wedding
in Berlin, oder in der Arte Incomum in Sao Paulo,
waren Künstler, wie Walla,
repräsentativ vertreten. |
Wieder zurück in
sein bescheidenes Zimmer,
erkennt man die Geborgenheit eines "Vier-Wände-Bildes"
das unter der Führung des Künstlerhaus-Leiters, Dr.
Johann Feilacher, Walla eine gewisse Zufriedenheit gab.
Feilacher, selbst als Bildhauer praktizierender Künstler, der mit der in
Amerika geschaffenen, größten
Holzskulptur der Welt, Lorbeeren für Österreich
sammelte,
schreibt über Walla: |
"August Walla, der vielseitigste der Gugginger Künstler,
hat sich eine vollständige Kunstwelt geschaffen, die zum
Inhalt seines Lebens geworden ist. Er ist ein Einzelgänger. Sein Anteil
am Gemeinschafts-leben ist nicht auf den unmittelbaren Kontakt mit der
Umgebung zurückzuführen, sondern auf einer Manifestation der eigenen
Existenz gegenüber der Außenwelt in seinem Kunstschaffen. Man kann August Walla als
"Gesamtkünstler" bezeichnen. Außer den traditionellen
Techniken wie Zeichnung, Malerei und Radierung baut er
Objekte aus Abfall, verändert seine Umgebung und lässt
sich als Aktionist mit
eigenen Werken fotografieren. Seine Vielseitigkeit
ergänzen
zahlreiche Schriften von großer poetischer
Dichte. Seine Werke
führen uns in die faszinierende Welt
seiner Vorstellungen, die oft mit geheimnisvollen
Emblemen chiffriert sind. In dieser Welt kommt es
zu
einer Auseinandersetzung mit der eigenen
Geschlechtsidentität,
der katholischen Religion, mit
Politik und Umwelt.
Diese Themen kehren immer wieder.
Er identifiziert sich in seinen Werken nicht nur mit
verschiedenen Göttern, mit dem Teufel
oder
"Hitler-Sohn", sondern erzählt von der eigenen
Umwandlung vom "Nazimädchen"
zum
"Kommunistendoppelknaben". Dies wiederholt sich auch in
den oft verwendeten konträren Symbolen. Die reiche,
komplizierte Symbolik seines Kunstschaffens zwingt
den
Betrachter
zu permanentem Suchen und Entdecken und dadurch zum
Eindringen
in die Tiefe seiner künst-lerischen Welt, die
für den Betrachter jedoch eine nie
vollständig
zugängliche Welt
August Wallas bleiben wird". |
Walla Brief nach dem
Tod seiner Mutter an Stiftspfarrer Dr. Walter Simek, der
diesen
Walla-"Wunsch an Gott" für seine Mama anlässlich
der Einsegnung am 23.7. am Oberen Stadtfriedhof der
Trauergemeinde vorgelesen hatte.
Im feierlichen Gedenken an den Künstler August Walla
nannte Dr. Walter die große Liebe
und Verbundenheit Wallas mit seiner Geburts- und
Heimatstadt Klosterneuburg, die er als himmlisch
bezeichnete. Seinem "himmlischen Klosterneuburg" stets
verbunden, zeigte er
sich auch stets in seinen Bildern und Schriften.
Gegenüber seinem "Lehrherren" und
"Künstler-Entdecker"- Dr. Leo Navratil, der Walla einen
Künstler nannte, erklärte dieser,
er sei kein Künstler- er mache alles nur aus
Gefälligkeit.
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Dr. Walter Simek:
Die letzten
Worte dieses Briefes seien nun in Erfüllung gegangen.
Jetzt sind Mutter und Sohn für immer daheim und
vereint... |
Brieftext: - Absender: Augustin Walla!
Christus Gebet für meine
brave Mutter! Prophet Gott Heiland Du Christus
mein bitte lasse länger leben mein braves, so gutes
Mütterlein. Ja Du Himmelskönig Gottessohn beim
Himmelvater auf dem so goldenen Gottesthron. Mache lebendig meine so
geliebte Mama, so wie du den Toten Lazarus lebendig gemacht hast in
Jerusalem
Mache lebendig meine so geliebte
Mama, so wie du den Toten Lazarus lebendig gemacht hast in Jerusalem im
heiligen
Römerland, mache meine tote
Mami wieder lebendig, und gib
bitte ihr die Wohnung im Orte
Klosterneuburg, mache sie
gesund und dass
es ihr wohlergehe
auf der Erde bei mir daheim. |
September 2006
Ewald Baringer
liest August Wall
„Poesie aus Gugging“
Ein literarischer Abend im Stadtmuseum Klbg.
Im Rahmen der Retrospektive „August Walla
und Klbg“, die bis 17. Dezember 2006 im Stadtmuseum
Klosterneuburg zu sehen ist, liest Mag. Ewald Baringer am
Mittwoch, den 27. September 2006
aus Werken Gugginger Literaten.
August Walla
war – wie in der Sonderschau hinlänglich aufgezeigt wird, nicht
nur Zeichner und Maler, sondern auch ein begeisterter Typograph und
Briefschreiber. Dabei fanden normalerweise eigene Texte und
Wortschöpfungen Eingang in seine Werke: Fallweise sogar Gebete,
Gedichte, Märchen, … Aus diesem reichen Fundus wird Ewald Baringer eine
repräsentative Auswahl treffen. Aber nicht nur Texte von Walla werden am
27. Sept. 06 allen Literaturliebhabern einiges zu diskutieren und denken
geben, gibt es doch noch andere, durchaus bekannte „Gugginger
Literaten“, etwa Ernst Herbeck, Edmund Mach oder auch das Multitalent
Arnold Schmidt.
Von 1946 bis zu seinem plötzlichen Tod im September 1991 lebte
Ernst Herbeck, ein schweigsamer Mann, der sich gerne im Hintergrund
hielt, in Gugging. Die Gedichte Herbecks, von dem Ernst Jandl einst
meinte, dass er „Anspruch hat auf seinen
eigenen, unbestrittenen Platz in der deutschsprachigen Poesie der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“, wurden 2002 in
dem Buch
„Die Vergangenheit ist klar vorbei“
herausgegeben.
Zu den bekanntesten Literaten aus Gugging gehört Edmund
Mach, der 2004 / 75 Jahre alt geworden wäre. Sein Leben wurde –
natürlich künstlerisch adaptiert und verändert – sogar von Gerhard Roth
in dessen Roman „Das Labyrinth“ aus dem Orkus-Zyklus behandelt. Mit
„Buchstaben Florenz – Texte von 1965-79“ hat Mach ein Werk geschaffen,
das heute im Buchhandel nicht mehr erhältlich ist. Eine weitere
Publikation des Literaten ist der Gedichtband
„Triumph des Schreckens“.
Arnold Schmidt schließlich, der den Rufnamen Andi bevorzugt und seit
1986 im Haus der Künstler wohnt, ist nicht nur Zeichner und Maler,
sondern auch Autor vieler Texte. Fallweise bringt er sie selbst zu
Papier, doch lieber diktiert er sie. Eine erste Auswahl seiner Phrasen
und Texte wurde in dem Buch
„111“
veröffentlicht. Unter diesen Voraussetzungen kann man
gespannt sein, für welche Autoren und welches Programm sich Ewald
Baringer entscheiden wird. Zum gemütlichen Ausklang des Abends laden die
„Freunde und Förderer des Stadtmuseums Klosterneuburg“ zu einem kleinen
Umtrunk und Knabbereien ein.
Mag. Veronika Pfaffel |
NÖN
Klosterneuburg
1986 Franz Spanny tot.
Bericht: Herwig Irmler
Beliebter Landwirt
starb jetzt mit 90!
†
Kierling,- Die ganze Gemeinde
trauert um den in der Vorwoche im 90. Lebensjahr verstorbenen Landwirt
und Weinhauer Franz Spanny. Seine unermüdliche Schaffenskraft aus der er
schier endlos schöpfen konnte, war nicht nur Vorbild für seine Familie,
sondern machte ihn geradezu zum Idol der arbeitenden Mitmenschen.
Am 28.8.1896 als Sohn eines Kierlinger Weinhauers in der Feldgasse
geboren, lernte Spanny schon früh die Freuden und Leiden der schweren
Weinhauertätigkeit kennen. Seither wurde dem Franz, wie ihn seine
Freunde nennen dürfen, der Weingarten zur zweiten Heimstätte.
Sein Regenschirm, der vor Regen und Sonne gleichermaßen schützte, eine
Thermosflasche mit heißem Getränk und ein Jausenpaket waren der
bescheidene Bedarf, den Spanny täglich auf seinem langen Weg zu seinem
Weingarten mitnahm.
Obwohl ihn an seinem Arbeitsplatz Einsamkeit umgab, ließ die Begegnung
mit einem Menschen dann beide Seiten Sorge und Mühsal für kurze Zeit
vergessen. Stadt Klage und Bitterkeit kamen Frohsinn, Freude und ein
zünftiger Witz über seine Lippen. Aus dem Lied
`Feierabend´
des feierlichen Requiems zu Ehren des Verstorbenen klingt der
Trauergemeinde noch der für Spanny bezeichnende Text im Ohr:
`Das Tagwerk ist vollbracht...´
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Tatsachen D
25-04-00
In tiefer Trauer |
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