Das gefiel den `Italo´-
Fahrzeuglenkern nicht in der uns bekannten Weise. Das merkten wir
weniger durch unüberlegte Überholmanöver. Nein! Vielmehr durch ein
deutliches- und für uns oft beängstigendes drängen. So als wollten die
sportlich fahrenden Autolenker, unsere Hinterräder polieren. Und da wir
das nicht in Anspruch nehmen wollten, sahen wir uns immer wieder
genötigt, mehr Gas zu geben, als das den
Carabinieri
zuzumuten war. Zum Glück waren wir von amtlichen Kontrollen verschont
geblieben.
Wir empfanden es als sehr angenehm,
dass wir dort angekommen waren,
wo wir uns das als `erste Stazion´ vorgenommen hatten. Zwei Tage
Fahrpause müssen wir uns wirklich gönnen. Und dass uns nicht nur beim
Fahren – Italien näher gekommen ist, sondern auch der direkte Kontakt
als unvergleichlich zu österreichischen Verständnissen
zu erkennen war, machte uns deutlich klar, wie die fröhlichen Sitten
hierzulande
gebräuchlich sind“.
Natürlich sammeln sich beim Autofahren verschiedenartige Bedürfnisse an.
So gibt der Körper eindeutige Signale, sich etwas Ruhe zu gönnen. Das
kann er doch haben!
Die Gaststube-
wie sie bei uns genannt wird, sieht ordentlich aus. Sauber gedeckte
Tische, empfinden wir Gäste als besonders einladend. Kaum Platz
genommen, fällt uns das reinliche, ja geradezu fabrikneue Ambiente
dieser Gaststube auf.
Es ist ja bekannt, dass es in einem „Ristorante Napoli“ so
aussieht. Kerzenschein, aus dem Lautsprecher- nicht zu laut- die Musik
von `Al Bano´! An der farbenfrohen Wand
hängen Ölbilder von Neapel und Palermo. Einfach alles umwerfend
romantisch.
„Da werden wir uns sicher
wohlfühlen“,
sagt Romana. Thomas sagt dazu nichts. Man weiß ja. Widersprechen- noch
dazu einer Frau- das sollte ein Mann tunlichst lassen.
Außerdem: Da kommt ja schon der Kellner. Er wirkt klein, scheint aber
flink zu sein.
Er nennt sich Alfredo. Das haben wir schon aus Gesprächen vom
Nachbartisch her gehört.
Langer Rede- kurzer Sinn: Jetzt können wir „la dolce vita“
und „bella Italia“ wieder einmal ordentlich auskosten. Das
denken wir jedenfalls.
Der deutschen Sprache
ist der freundliche Kellner mächtig. Das ist angenehm. So kann rasch der
jeweils andere Gesprächspartner die Wünsche erkennen.
Und kompliziert ist unser Frühstückswunsch ja nicht.
Thomas bestellt neben Kaffee, Brötchen und einer Süßspeise, zweimal eine
Eierspeise von je drei Eiern. Mhm, das wird lecker schmecken! Zumindest
erwarten sich das die Hungrigen. Jedoch…
Die Eierspeise ist noch
nicht am Tisch.
Aber ruhig Blut. „Schau, da kommt ja schon unser Kellner“, sagt Romana.
„Er trägt zwar nichts in der Hand.
Aber 1. Was nicht ist, kann ja noch werden.
Und 2. Will er uns etwas sagen? Hat er die Eierspeise etwa
verschmoren lassen? Haben die Hühner zu wenig hergegeben?“
Kellner sind dazu da, den Kunden dienlich zu sein. Das schaut auch ganz
danach aus.
Die Gastfamilie schenkt ihm ein freundliches Lächeln. Das kann ja nicht
schaden.
„Seid ihr Raucher? Habt Ihr Zündhölzer oder ein Feuerzeug?“- fragt
Alfredo.
„Nein“, sagt Thomas. Und in fragendem Ton; „Wir sind doch hier in der
Nichtraucher Zone?“ „Ja schon – aber…“
Alfredo dreht sich ohne weitere Kommunikation um, und verlässt das
gemütliche Speisezimmer. Na gut, er wird ja gleich wieder kommen. Denken
die Hungrigen.
Dass Glauben nichts mit Wissen zu tun hat, das konnten die Gäste
unverzüglich erkennen. Der so sehnlich erwartete Kellner kommt nicht
wieder.
Thomas
findet das nicht lustig.
Er steht auf, um ihn zu kontaktieren. Er geht in Richtung Küche. Vom
gemütlichen Aufenthaltsraum aus, ist der, den wir suchen, nicht mehr zu
sehen. Na wunderbar.
Thomas kommt ja schon wieder.
„Und, was kannst Du berichten. Wann bekommen wir die leckere Speise?“-
fragt Romana wissbegierig. „Gar nicht mehr. Unser Kellner ist schon nach
Hause gegangen!“
Romana: „Das verstehe ich nicht. So etwas hab ich noch nie erlebt.“
Tomas schweigt jetzt. Aber weil die verhinderten Eierspeis Kunden diese
Enttäuschung erst verkraften müssen, geht man am besten in die `Luft´.
Sieht sich ein wenig um, und erfreut sich an den bunten
Geschäftslokalen…
Der
zweite Kurzurlaubstag
beginnt wie der erste. Mit Frühstück. „Guten Morgen!“-
`Da, schau! Unser Kellner, Herr Alfredo nimmt wieder seinen Dienst auf´-
stellen die zwei Hungrigen fest. Deutlich zu erkennen- `Ro + Tho´
haben ihren Gusto nach Eierspeise noch nicht verloren. Sie nehmen aber
zur Kenntnis, dass `Alf´ freundlich grüßt. Die Gäste sind
sprachlos. Sie nicken… Und denken sich: `Wir hätten uns eine
Entschuldigung erwartet´.
Aber dann– wer kann das verstehen? Thomas gibt ihm- ohne Worte- eine
Schachtel Streichhölzer. Und er, unser interessanter Servicemann, nimmt
sie mit freundlichem Kopfnicken- auch ohne Worte, zu sich. Jetzt sieht
es doch tatsächlich so aus,
als könnte die Zündholzschachtel die lückenhafte Kommunikation
übernehmen.
Romana sagt nur „Nein, ich glaub´s einfach nicht.“…
Nach wenigen Minuten kommt der Kellner zurück. In der Hand hält er zwei
Teller mit frisch dampfender, goldgelber Eierspeise…
Das haben die jetzt glücklich
Staunenden, als „wunderbar“ empfunden. |