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Robert Wosak- ein vielseitiger Klosterneuburger Künstler  Klbg, Mai  2004

von Herwig Irmler

                                                                                  Robert Wosak: Klosterneuburg, Martinstraße
Bilder Eigenerlag, bzw. Genehmigung
der Ausstellungsleitung Klosterneuburg

ROBERT WOSAK (1876 - 1944)
10. Juli bis 15. August 2004
Ebenso hängen in zahlreichen Klosterneuburger Haushalten Bilder von Robert Wosak, z.B. seine Kritzendorfer Motive oder Ansichten vom Stift; über den Schöpfer selbst ist jedoch nur wenig bekannt.
1876 in Schwechat geboren, ließ sich Wosak mit seiner Familie 1910 in Kritzendorf nieder. Schon bald fand er Anschluss an den Kreis um die katholische Hochschul­verbindung Welfia, sowie die Vereinigung Heimischer Künstler, der er bereits 1911 als Vorstandsmitglied angehörte.

Während ausgedehnter Reisen - vor und auch während seiner Klosterneuburger Jahre - fand der Künstler, der bei Heinrich Kniff in München vor allem die Techniken der Zeichnung und der Radierung studiert hatte, als Zeitungszeichner sein Auskommen; aber auch als Porträtist, Wand- und Kirchenmaler machte er sich bald einen Namen. Neben einer Auswahl an Gemälden und der Biographie des Künstlers, die in der Ausstellung- erhellt werden soll, wird anhand erhalten gebliebener Skizzenblätter und Vorstudien, der Entstehungsprozess von Wosaks Werken dokumentiert.


Robert WoSak
Ein Klosterneuburger Künstler
von Herwig Irmler

Robert Wosak, mit 22 Jahren endgültig auf
dem begnadeten Weg zur Bildenden Kunst

Der Illustrator, Akademische Maler, Grafiker und Professor am Klosterneuburger Gymnasium, Robert Wosak, ist ein in Schwechat geborener „waschechter Klosterneuburger“.

Seine Geburt am 4. 12. 1876  war für die Familie nicht nur jahreszeitlich, wegen des zu erwartenden strengen Winters, so wie schon in den vorangegangenen Jahren, eine Existenz-Frage. Auch die Stadt selbst bot einen äußeren Rahmen, der nicht gerade unseren heutigen Vorstellungen einer Stadtverwaltung mit umfassender Infrastruktur entsprach. Noch immer zeichneten Spuren der vor 200 Jahren stattgefundenen Türkenbelagerung ein trauriges Bild von Schwechat, das sich laufend bemühte, ihre Defizite auszugleichen. Viele Gebäude waren nach Zerstörung durch Kriege und Brände nicht wieder aufgebaut worden. Fuhrwerker mit Pferd- und Ochsengespann bewegten sich im Schritttempo über die Schotterstraßen und die Öffentlichen Gebäude suchten erst nach Möglichkeiten, eine bürgergerechte Funktionsweise anzubieten.

Die Geburtsstadt Schwechat ließ ihn nicht los

Blick in die Bruck-Hainburger Straße um 1900. Links sieht man das 1563 erstmals errichtete und nach dem II. Türkenkrieg wieder aufgebaute Gasthaus "Zum goldenen Lamm" (Bruck-Hainburger Straße 5), das um 1990 abgerissen wurde (1992 baute die Raiffeisenkasse dort ein neues Bankhaus, das sie 1993 eröffnete). Daneben steht ein um 1900 erbautes Wohnhaus und anschließend das um 1880 errichtete "Eisenbahnerhaus" (ein Wohnhaus für Eisenbahner), das im 2. Weltkrieg teilweise zerstört und um 1975 weggerissen wurde. Rechts sind ein Teil der Mälzerei und der Pferdestall des ehemaligen "Dominikal"- oder "Popper-Brauhauses" zu sehen.
Die in dieser Generation lebenden Menschen konnten sich zu dieser Zeit gut daran erinnern, als noch im Jahre 1855 das von Kaiser Franz Joseph I. mit Rom abgeschlossene Konkordat dahinge-hend streng betont wurde, der Beaufsichtigung der Schulen durch die Kirche, wie dies auch vor der Zeit Maria Theresias üblich war, einen konfessionellen Charakter zu geben.
Erst 1869 wurde ein neues Reichsschulgesetz beschlossen, das die Schulaufsicht wieder in welt-liche Hände gab und damit den Weg zu einer ausgewogenen und vielfältigen Bildung frei gab. Neben den bisherigen Unterrichtsfächern, Lesen und Schreiben, wurden nun auch Naturkunde, Geschichte, Geographie, geometrische Formlehre, Zeichnen und Turnen unterrichtet.
Diese bildnerische Erweiterung kam dem Volksschüler Robert Wozak zugute, um seine schon da-mals sichtbaren Talente, die er mit Bleistift und Pinsel vorzeigte, weiter anzuregen und zu fördern.
Roberts Vater, Franz Wozak, war als Schäfflermeister ein angesehener Handwerker. Roberts Mutter Maria, geborene Steiner, half neben der Erziehung ihrer Kinder Josef und Robert im Betrieb mit. Die Abnehmer der begehrten Produkte waren neben den Weinbauern auch die Schwechater Brauerei. Gefertigt wurden, aus dem Naturwerkstoff Holz, u.a. Bierfässer, Most- und Weinfässer, Krautstände und sogar Jauchefässer.
Auch Robert half schon im Kindesalter dem Vater im Betrieb.
Die schwierige und entbehrungsreiche Kindheit verbrachte der junge Robert mit Familie und Freun-den in Schwechat, sowie bei verschiedenen Ausflügen in der näheren und weiteren Umgebung. Dabei erwies er sich als korrekter und verlässlicher Kamerad, der immer wieder durch seine inten-siven Natur- Beobachtungen, die er zu Papier brachte, auffiel.  

Auf Wanderschaft
Sein späterer Weg als Künstler war damit noch nicht vorgezeichnet. Nach dem Tod seines Vaters übernahm vorerst sein Bruder, Ing. Josef Wosak , die Vormundschaft. Damit rückte der Weg zum freien Künstler in scheinbar unerreichbare Ferne. Noch dazu, wo die Familie plante, Robert für eine Pädagogen-Ausbildung in die Lehrerbildungsanstalt nach St. Pölten zu schicken.
Die fachlichen Anforderungen waren für den jungen Mann kein Problem. Sein Fortgang wurde zwar ausgezeichnet beurteilt, sein Heimweh nach Schwechat war aber so stark, dass er eines Tages ausriss und nach einer mehrstündigen Reise wieder in seiner Heimatstadt auftauchte.

Hustopetsch an der Becwa

Die erfolglose Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz zwang ihn, Österreich in Richtung Tschechei zu verlassen um dort sein Glück zu suchen. Gleich nach Ankunft in seinem gewählten Zielort traf er auf gastfreundliche Men-schen. Die größtenteils ihre mittelalterliche Substanz er-haltene Stadt hieß HUSTOPEČE NAD BEČVOU (Husto-petsch an der Bečwa). Aus einer alten Burgfestung, die auf einen Ursprung bis ins 11. Jhdt. zurückblicken kann, entstand der Ort in der blühenden Mährischen Landschaft.
Noch heute dominiert eine Kirche und ein prächtiges Schloss der Herrscherdynastie Kravar die sanfte Hügellandschaft um Hustopetsch. Die 1750 Einwohner betreiben im Wesentlichen Landwirtschaft, Gewerbe, sowie Fischerei und widmen sich der aufstrebenden Freizeit- und Tourismus-Wirtschaft.
Bei einem talentierten Künstler, jüdischer Abstammung, erlernte Robert Wosak die Glasmalerei, die er gleichermaßen als Handwerk wie auch als künstlerische Betätigung ausübte. Bald beherrschte
er auch Hebräisch. Zu feierlichen Anlässen sang er in der dortigen Synagoge, gemeinsam mit der jüdischen Glaubensgemeinde, Lieder der fernöstlichen Kultur.
Sein unwiderstehlicher Drang, das Gesehene und Erlebte zu Papier zu bringen, trieb ihn dazu, um zwei Kreuzer ein Skizzenbuch und einen Bleistift zu kaufen. Und weil er bei seinen Gasteltern kein eigenes Bett hatte, entdeckte er von seiner Strohschütte aus, die er sich für sein Nachtlager unter einem Stiegenaufgang angelegt hatte, viele interessante Details, die er auf seinen Block skizzierte. So entstand u.a. ein gestochen scharfes Bild einer Maus, die ihn in den Abendstunden besuchte,
um es sich unter dem Stroh gemütlich zu machen.

München als klassische Künstlerstadt 

München - Schicksalsstadt
Bald fühlte sich Robert Wosak zu Höherem berufen. Er wollte in München auf die Kunstakademie. Eine gute Gele-genheit bot sich, als die Firma Schüssel & Pauson, über eine Zeitungsannonce, einen Porzellanmaler suchte. Zwei Fliegen auf einen Streich: das war für den angehenden Künstler eine verlockende Herausforderung. Galt es doch, neben dem Studium, die ersten klingenden Münzen in den Geldbeutel zu bekommen. 1898 wurde er als Mustermaler angestellt.
München war für Robert eine Stadt mit einer bewundernswerten Ausstrahlung. Die Inspiration zum Beobachten und Gestalten war daher sehr groß. Schon unter dem bayerischen König Ludwig I. wurde München, das 1158 von Heinrich dem Löwen gegründet wurde, zu einem bedeutenden Zentrum der Künste. Der Stadtteil Schwabing entwickelte sich um 1900 zum Künstlerviertel.

Historisches Rathaus von Amberg um 1350

Eine Tagesreise von München entfernt, im Bayerischen Amberg, wuchs eine Dame auf, die es auch nach Mün-chen zog. Barbara Katharina Schanderl. Sie war die Tochter von Johann Schanderl, einem angesehenen Mälzer, der mit ganz besonderem Talent und Geschick die Bierbraukunst ausübte. Die Mutter Barbara, geborene Lehrndorfer, gebar zwölf Kinder. Die Zwillings-Buben Martin und Mathias sowie zehn Mädchen.
Amberg selbst war seit dem 12. Jahrhundert ein wichtiger Ort handeltreibender  Kaufleute. Die Erzerzeugung mit den weit-hin bekannten Hammerwerken brachte Amberg einen wirt-schaftlichen Aufschwung. Insbesondere die Bierbrauerkunst der Mälzer gehörte zu jener Gewerbe- und Handwerkskunst mit der sich die Stadt einen Namen machte.
Noch vor der Jahrhundertwende wurde die Auftragslage für die Biererzeugung immer schwieriger. Diese Negative Entwicklung bekam auch Johann Schanderl zu spüren. Bald stiegen ihm die Schulden über den Kopf, so dass er auch das von ihm geführte Gasthaus „Goldener Anker“ schließen und verkaufen musste. Mehr noch. Zuletzt mussten auch seine Kinder arbeiten, um die Schulden des Vaters bezahlen zu können. Martin und Mathias wurden Hoteliers und bauten sich im Ausland eine Existenz auf. Barbara war froh, in München Arbeit gefunden zu haben. Als Verkäuferin bei Schüssel & Pauson.

Barbara Katharina Schanderl

                                            Liebe auf den ersten Blick
Regelmäßig brachte Robert Wosak die von ihm entworfenen Muster in seiner Künstlermappe zu seinem Auftraggeber S&P. Auch an einem sonnigen Morgen im März 1898 war das so. Als
er seine Arbeiten ins Geschäft brachte wurde er von der freund-lichen Verkäuferin Barbara Schanderl begrüßt. Da sprang jener nicht beeinflussbare Funke, der die „Liebe auf den ersten Blick“ ausmachte.

                                       Schicksalhaftes Rendezvous
Am Abend war Robert wieder in der Akademie wo er weiter an den zu erlernenden Maltechniken arbeitete. Vor Glück strahlende Augen gab´s da, als er Barbara erblickte, die ihn vom Institut ab-holte. Gemeinsam schlenderten sie durch die Stadt, um die zwar stürmische, aber vom Vollmond erhellte Märznacht als jung verliebtes Paar zu genießen. Sie gingen eben über den mit wenigen Gaslaternen dürftig beleuchtete Platz des Ostbahnhofs, als in unmittelbarer Nähe ein Schrei zu hören war, der sich markerschütternd mit dem Brausen des Frühlingssturms vermischte. Da sahen sie wie ein Mann scheinbar in größter Not auf sie zulief. Verfolgt wurde der Flüchtende von einer dunklen Gestalt, die immer näher kam. Plötzlich zog der Verfolger einen Degen aus seinem Stock und stach mit voller Wucht auf den Flüchtenden ein, der den beiden Verliebten sterbend zu Füßen fiel. Der Mörder floh und verschwand im Schutze der grauen Häuserfront.
Trotz des verständlichen Schocks, den Barbara und Robert schwer belastete, nahm der Profizeich-ner einen Block und hielt die Mordszene fest. So deutlich, wie eine Fotografie. Auch das wütende Gesicht des Täters war bestens zu erkennen.
Am nächsten Morgen ging Robert mit der Federzeichnung zur Zeitungsredaktion, um das Szenen-bild anzubieten. Dort war man verständlicherweise von der Qualität er Darstellung so begeistert, dass gleichzeitig eine Fix-Anstellung ausgesprochen wurde, was der junge Künstler natürlich gerne annahm. Bedeutete dies doch, ab nun ein regelmäßiges Gehalt beziehen zu können. Und der Fahndungserfolg blieb natürlich auch nicht aus. Bald hatte man den Täter dingfest gemacht. Da erging sich natürlich erneut die Presse in Lobeshymnen für Wosak, der mit seiner Zeichnung ein Kapitalverbrechen aufdeckte und so zur gerechten Sühne beitrug.

                   Anstrengender Beruf  - Voraussetzung fürs Eheglück
Die interessante Tätigkeit als Zeitungs-Zeichner übte Robert Wosak eine weite Strecke seines Lebens aus. Steckten doch die foto-grafischen Ablichtungen mit schweren und unhandlichen Apparaten noch in den Kinderschuhen. Der Zeichner aber, war er nur am Ort des Geschehens, konnte mit nötigem Geschick, die wichtigen Szenen rasch und druckreif festhalten.
Dieses gut honorierte Engagement erlaubte es ihm jedenfalls, seine geliebte Barbara zu heiraten. Er war 22- sie 26 Jahre alt. Bald kamen die ersten Kinder auf die Welt. Robert, 1899, und Walter, 1900. Dass der junge Familienvater immer wieder aufregende Szenen für die Presse oder für Archivzwecke festhalten musste, belastete ihn immer wieder. Waren doch immer wieder Vorkomm-nisse aus Politik, Wirtschaft und Justiz festzuhalten.  Sogar bei Hinrichtungen musste er die Vollstreckung der Todes-urteile zu Papier bringen. Alle seine Erlebnisse hatte er seiner Familie mitge-teilt. In der Folge bekam er dann Angebote von Zeitungen vieler europäischer Städte.

Ein solcher Arbeitsvertrag wurde mit der Frankfurter Zeitung geschlossen. So wurde München verlassen, um in Frankfurt sesshaft zu werden. Der Frankfurter Vertrag beinhaltete zum Leid-wesen der Familie einen allgemeinen Passus, der besagte, dass angestellte Presse-Mitarbeiter keine Familie haben dürfen, damit sie jederzeit, auch nachts, einsatzbereit waren. Robert brachte daher seine Familie anonym im Stadtviertel „Hundswiese“ unter. Dort waren sie aber von schlechter Gesellschaft umgeben. Eine Situation, die auf Dauer nicht akzeptiert werden konnte.

Von Klosterneuburg angetan
Plötzlich eröffnete sich ein weiteres lukratives Angebot das aus dem fernen Wien kam. Diesen Vorschlag wollte sich Wosak in jedem Fall ansehen. War er damit doch erstmals wieder unmit-telbar bei seinem geliebten Schwechat, das er auch gleich besuchte.
Dort fühlte er sich aber nicht mehr heimisch. Vielmehr besuchte er immer öfter die liebliche Weinstadt Klosterneuburg, weil ihn die Hügellandschaft mit Kahlenberg, Leopoldsberg, Buchberg und Ölberg interessanter als das Wiener Becken erschien und ihn die Donaulandschaft mit der urwaldähnlichen Au künstler-isch mehr inspirierte.

Butterbrot oder trockenes Brot
Nachdem er beruflich lange Zeit zwischen München, Frankfurt, Wien und Klosterneuburg pendelte, und die Angebote aus Wien immer interessanter und konkreter wurden, musste die Familie entscheiden, wo sie sich niederlassen solle. Der Familienvater Robert Wosak stellte daher die für ein Sesshaft werden alles entscheidende Frage, die er am Beispiel einer existenziellen Frage so formulierte: „Wollt ihr in Frankfurt Butterbrot essen oder in Wien trockenes Brot?“
Mutter und Kinder entschieden sich für Österreich. Diese Entscheidung und der endgültige Abschied von Frankfurt wurde Robert wegen der Nichterfüllung eines redaktionellen Auftrages erleichtert. Er sollte nämlich einer Freimaurer-Loge quasi als Spion beitreten. Die Praktiken dieses Bundes, aber auch jene Personen, die bei den geheimen Zusammenkünften wirkten, sollte Wosak bekannt geben. Er war zu sehr Ehrenmann, der Wahrheit und Recht zu seinen Lebensprinzipien gemacht hatte, um dieses Angebot anzunehmen.

Wosak gehörte zu den besten Natur Beobachtern

Klosterneuburg - neue Heimatstadt
In Wien arbeitete Robert Wosak bei der Wiener Krone und anderen Tagblättern. Die Aufträge bezogen sich immer wieder um die Auftritte von Kaiser Franz Joseph, den er vielfach als Bilddarsteller begleitete. Die Tatsache, dass er imstande war, höchst realistische Darstellungen anzufertigen, war in seinem Talent begründet, ein „fotographisches“ Gedächtnis zu haben. Er konnte noch Tage nach einer Begebenheit, detailgenau die Ereignisse wiedergeben. 
Sein persönliches Interesse lag in erster Linie daran, der Familie ein Heim zu errichten. Die Verbundenheit zu Klosterneuburg erleichterte ihm die Entscheidung, sich in dieser Stadt nieder zu lassen. Und nachdem ein Grundstücksangebot in Unterkritzendorf vorlag, begann Robert sofort mit dem Hausbau in der Brunnleiten 1, unweit des Bahnhofes Unterkritzendorf. Unmittelbar neben dem Schelhammerpark entstand das Wosak- Haus inmitten von Getreide- und Gemüsefeldern.

Im weiten Umkreis kein einziges Haus, ließ damals nicht vermuten, dass im Laufe der kommenden Jahrzehnte eine geschlossene Sied-lung bis zum Martinsfriedhof reichen würde. Groß genug war das
neue Heim für die achtköpfige Familie. Neben den Kindern Robert und Walter kamen noch die Kinder Ludwig (1902), Bruno (1904) und die Zwillinge Barbara und Maria (1906) dazu.
Trotz vieler Entbehrungen und finanzieller Einschränkungen war das Familienleben nicht nur intakt. Es war geradezu vorbildlich. Robert
Wosak hatte zwar viele Aufträge, machte ausgedehnte Reisen ins In- und Ausland, bei denen er bis Spanien und an die Nordsee kam, beim Kalkulieren der Preise, die er für seine Gemälde verlangte, war er aber mehr als human. Oft machte die Kunde den Preis, oder er malte um ein Stück Fleisch oder sonstige Naturalien, damit er für die Familie das Lebensnotwendige mit nach Hause bringen konnte.

R. Wosak: Kakteenblüte, Hausergasse-Klbg, Öl auf Holz
 

 

 

 

 

 

 

                         Beste Familienverhältnisse
Natürlich erzog auch die Mutter ihre Kinder zur Sparsamkeit.
Und so trug sie einmal den beiden Buben Walter und Ludwig auf,
 Schmalz nicht zu dick aufs Brot zu streichen. Da wollten die Knaben besonders folgsam sein. Sie schnitten sich ein Brot-scherzel ab, von dem wieder eine dünne Scheibe. Dann höhlten sie das Scherzel aus, gingen in die Speisekammer, füllten den so entstandenen Hohlraum mit Schmalz voll, setzten die Brotscheibe darauf, um sie dann dünn mit Schmalz zu bestreichen. Und wie es artige Kinder machen, zeigten sie ihrer Mama das Brot-Scherzel
und fragten ob es so recht war. Die Mutter war natürlich sehr zufrieden und lobte die Jungs.
Diese aber genossen, weil die „Sparvariante“ nicht erkennbar war, ihre Schmalzbombe mit besonderem Vergnügen.
Die Eltern
nahmen alle Entbehrungen auf sich, ihren Kindern alles zu bieten. Vom Besuch des Klosterneuburger Gymnasiums, in dem Robert Wosak von 1915 bis 1919 unterrichtete, bis zu den akademischen Studienabschlüssen.

                                Sohn Robert in Amerika
Allein Robert, der älteste Sohn, stieg nach der vierten Klasse des Untergymnasium aus und sollte eine Lehre als Tischler antreten.
Da diese Berufswahl auch nicht seinen Vorstellungen entsprach, packte er seinen Ranzen und verschwand bei Nacht und Nebel,
ohne sich bei seiner  Familie zu verabschieden.
Er schlug sich durch bis Hamburg, heuerte auf einem Handelsschiff an, wo er als Heizer die Fahrt über den Atlantik schaffte. In Amerika angekommen, bewältigte er einen neuen Aufstieg über die so genannte „Amerika-Karriere“- nämlich vom Tellerwäscher über ein Technik-Studium zum leitenden Ingenieur der Elektric- Boat-Company in Connecticut. Dort war er als Konstrukteur bei der Herstellung des ersten Atom-U-Bootes „Nautilus“ beschäftigt
. (1951: The company announces its contract to build the Nautilus (SSN571), the world's first nuclear-powered submarine).
Robert war verheiratet und hatte drei Kinder.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges setzte er sich dafür ein, dass seine Geschwister in Europa notwendige Hilfsgüter über  die „Care-Paket“- Aktion erhielten. Die Alte Welt sah er nicht mehr. Im Alter von 54 Jahren starb Robert an Leukämie, eine Folge der beruflichen Tätigkeit während der er sich auch in Atommeilern aufhalten musste.

                                 Guter Kontakt zur Kirche
Zeitzeugen berichten heute noch von Robert Wosak, dem ehrbaren Gentleman, der mit seinem guten Gemüt, seiner freundlichen Wesensart eine beruhigende Ausstrahlung auf seine Mitmenschen ausübte. Aufrecht, beinahe stolz ging er des Weges. Mit einem zeitgemäßen Hut, meist mit einem Mantel, auf den Schuhen waren die damals üblichen weißen „Flohdackerln“ geschnallt und in der Hand trug er einen dicken Bambusstock der mit einem runden
Halte-Knauf bestückt war.
Es gab für ihn keinen Sonntag ohne Kirche. Er ging meist mit seiner Gattin und den Kindern zu Fuß in die Martinskirche wo Pfarrer Augustin Peisker die hl. Messe feierte. Und regelmäßig, wie beim „Amen im Gebet“, gab´s Sonntag den obligaten Gegenbesuch. 
Nach dem Nachmittagssegen machte sich Pfarrer Peisker auf den Weg nach Unterkritzendorf, um mit der Familie eine Kaffeejause einzunehmen. Es war jedenfalls immer eine nette Plauderstunde,
bei der Erzählungen die Runde machten, wie sie das tägliche
Leben einer so großen Familie zu berichten weiß.

                                      Makabere Vorhersage
An einem Abend saß die Familie wieder gemütlich beim Abendbrot. Die Unterhaltung schien gerade unterbrochen zu sein, als sich die Mutter mit einer Frage an die etwa zehnjährigen Kinder wandte.
„Was werdet ihr mir einmal schenken, mit welcher Gabe wollt ihr mich, wenn ihr groß seid einmal eine Freude bereiten?“ Jedes Kind wusste ein nettes Beispiel, über das die Mama dankbar nickte.
Eine Reise nach Italien, eine Einladung zum Sacher oder eine Bergtour. Der an die Reihe kommende Bruno sagte: „Ich mache dir einen Grabstein.“ Eine so schauerliche Antwort hatte doch niemand erwartet. Keiner der Anwesenden konnte sich erklären, wie Bruno
auf so etwas kommt.
Erst Jahre später konnte diese Vision verstanden werden. Bruno wurde akad. Bildhauer. Er entwarf und baute den Türkenbrunnen in der Hundskehle. Im Plan noch mit einer Türkischen Reiterszene auf einer beinahe lebensgroßen Kupfertafel, für die die Gemeinde das nötige Geld aber nicht aufbringen konnte. Neben anderen  Bild-stöcken und anderen Gedenkstätten, errichtete Bruno tatsächlich einen von ihm entworfenen Grabstein am Familiengrab des Martin-friedhofs. Diese Bauart mit einem großen Kreuz aus Sandstein wurde dann immer wieder kopiert. Bruno starb 1944 bei einem Partisanenangriff in Jugoslawien, als er beim Kriegseinsatz, 41 jährig, aus dem Hinterhalt erschossen wurde.

Die Arbeiten des Künstlers
Robert Wosak war einer der vielseitigsten Klosterneuburger Künstler. Dass er als einziger der Familie seinen Geburtsnamen „Wozak“ eindeutschte und auch seine Werke mit „s“ Wosak signierte, war u.a. seinem langen Deutschland- Aufenthalt zuzuschreiben. Außerdem wurde damit der hierzulande üblichen Ausdrucksweise Rechnung getragen. Im Sprachgebrauch, ob im Famiienkreis, unter Freunden, in der Schule oder Amtsstube wurde zwar Wozak geschrieben aber Wosak gesprochen. Was auch heute üblich ist.

Die Pfarrkirche St. Martin (rechts) mit musizierenden Engelchören in den Wolken, gehört zu den seltenen und interessantesten Stich Darstellungen, der von Robert Wozak-1876-1944 geschaffenen Kunst-Bildnissen. Als Wosak Enkelkind ist u.a. der ehemalige Donaukurier-Herausgeber Herwig Irmler, der heute die `Web-Darstellung´ Klosterneuburg1 leitet, aktiv.

Alle Techniken, mit denen sich Wosak beschäftigte, wurden nicht nur mit höchster Präzision ausgeführt. Sie sind auch für den Betrachter eine Augenweide und wurden immer mit höchstem Lob bedacht.
Ob es sich um die vielen Ansichts- und Postkarten mit den schönsten Klbg- Motiven handelt, ob es die in liebevoller Handarbeit geschaffenen Original-Radierungen sind, die alle zuerst in Kupferplatten graviert wurden, oder die perfekt ausgeführte Aquarelltechnik. Bei allen kleinen, großen und größten Gemälden ist ein besonderes Feingefühl erkennbar. Eine Begabung die der Maler Wosak zur Freude seiner Kunden weitergab und die heute noch überaus begehrt sind. Die realistischen Naturbilder der Landschaften im In- und Ausland begeisterten das Publikum bei unzähligen Ausstellungen. Immer
hervorgehoben wurden dabei die leuchtenden Ölfarben, die Wosak genauso auf Leinwand brachte, wie auch auf Karton oder Holz. Im Handumdrehen entstanden
bunte Kinderbücher, schwungvolle Aktskizzen, oder natürlich wirkende Portraits.
Robert Wosak, Selbstportrait, Öl Holz 1922

Da ist zum Beispiel die Beethoven-Büste oder das Selbstportrait, das nicht zuletzt auch bei der Jubiläumsausstellung, anlässlich seines 60. Todestages, gezeigt wird. Dabei ist es dem Betrachter ein Vergnügen, das beinahe als Wunder zu bezeichnende „Nachschauen“- einen einzigartigen Blickkontakt- hier zwischen dem Wosak-Portrait und dem Betrachter- feststellen zu können. Das bedeutet, der portraitierte Blick der Augen wendet sich immer dem Betrachter zu. Egal aus welchem Blickwinkel, von welcher Richtung das Bild angesehen wird. Nicht ohne mal-technischer Besonderheit kann ein so plastischer Blickkontakt erreicht werden. Das ist altmeisterliche Kunst wie sie nur mehr in historischen Lehrbüchern beschrieben ist. Dem Meister ist es gelungen, eine geradezu dreidimensionale Harmonie zwischen Farbe, Pinselstrich und Bildmaterial zu erreichen.
Robert Wosak war es auch eine besondere Erfüllung, wahrscheinlich aufgrund seiner Glaubensbeziehung, religiöse Bilder zu malen. Die Geburt Christi, Maria Magdalena, den Gekreuzigten, u.v.m.. In Einzelbildern, aber auch in Altarbildern, die mehrere Meter hoch einen atemberaubenden Schmuck der Gotteshäuser darstellt.
                                    R. Wosak-Altarbild in der Pfarrkirche  
                                    Rathmannsdorf, Sachsen Anhalt

                                                                           Abschied von der Tante
Maria , eine Schwester von Barbara Schanderl, der gleichnamigen Mutter von Barbara Wosak- der Gattin von Robert Wosak- wohnte in München. Seit der Künstler mit seiner Frau Barbara, „Betty“, wie er sie nannte, und den Kindern Deutschland in Richtung Wien verlassen hatte, gab´s immer wieder regen Briefverkehr.
Tante Maria erkundigte sich nach dem Wohlbefinden ihrer Nichte, die mit ihren sechs Kindern und dem Maler Robert Wosak, in der Klosterneuburger Brunnleiten wohnte. Immer wieder sprach sie von der Sehnsucht, Barbara Wosak noch einmal sehen zu können. Je älter die Tante wurde, umso intensiver wurde dieser Drang nach einem Wiedersehen.
Die Entfernung München Wien war aber für minder bemittelte Menschen kaum zu bewältigen. Eine Besuchsfahrt der Tante nach Klosterneuburg war praktisch ausgeschlossen. Und so blieb es beim Briefe schreiben. Auch Barbara schaffte es nicht, nach München zu fahren.
Dann, eines Nachts, es war 2 Uhr, Barbara und Robert schliefen in ihrem Schlafzimmer, als Barbara ein Geräusch hörte, einen Windhauch verspürte und aufwachte. Sie weckte noch Robert, als da plötzlich die Tante in einem langen blauen Kleid im Zimmer vor ihr stand. „Tante Mitzi, wie kommst du hier her?“ Darauf die Erscheinung der Tante: „Ich hab dir versprochen, dass ich dich noch einmal besuchen werde, um dich zu sehen.“ Dann war ihr Geist verschwunden. Erst einen Tag später kam ein Telegramm aus München, mit der Mitteilung, dass die Tante zum angegebenen Zeitpunkt, um 2 Uhr nachts, verstorben war.

Klosterneuburger Künstlerausstellung 1927
Vom 14. Mai bis 30. Juni 1927 fand die 11. Ausstellung Klosterneuburger Künstler unter dem Ehrenschutz von Landeshauptmann Dr. Carl Buresch im Chorherrenstift statt.
Die ausstellenden Künstler waren: Josefine Allmayer, Josef Ferdinand Benesch, Rose Benesch-Henning, Alois Beran, Lina Bischoff, August Bodenstein, Karl Feiertag, Max Frey, A.D. Goltz, Theo Henning, Walter Henning, Harald Henning, Franz Horst, Max Kahrer, Marcel Kammerer, Akadem. Architekt Eduard Kramer, Mila v. Luttich, Architekt Ernst Plischke, Eduard Sander, Architekt Karl Sommer, Prof. L.K. Strauch, Hans Vohburger, Franzi Wilfer-Horst, Bruno Wozak, und Robert Wosak.
Linolschnitt von Harald Henning zur 1927er Ausstellung von Wozak

                                         Barbaras und Roberts Heimgang
Die entbehrungsvolle Arbeit, mit den täglichen Besorgungen, Wäsche waschen für die Großfamilie, Kochen, dann wieder
Obst ernten, Brennmaterial sammeln und vieles mehr, überanstrengte Barbara so sehr, dass sie eines Tages einen Schlaganfall erlitt. Von diesem Leiden hatte sie sich nicht mehr erholt. Halbseitig gelähmt wurde sie zum Pflegefall. An eine Pflege im Altersheim war gar nicht zu denken. Die kranke Frau und Mutter musste zu Haue gepflegt werden.
Die Haushälterin Philomena hatte sich ihrer angenommen. Mit viel Opferbereitschaft und Hingabe pflegte sie die Wosak- Mutter bis diese 1938 von Gott abberufen wurde.
Robert Wosak heiratete nach einem Trauerjahr Philomena Apfeltaler. Diese zweite Verbindung dauerte nur wenige Jahre. Nach kurzem Leiden verstarb dann der Künstler R. Wosak getröstet mit den Sterbesakramenten, die ihm der  Ortspriester Peisker spendete. Die Wosak- Bilder sind und bleiben ein lebendiger Nachruf dieses großen Künstlers.
R. Wosak, Selbstportrait, Federzeichnung 1927


Gez. Foto: 30.12.1919 - Robert Wosak  pinx. 2 Ausschnitte + 1 T.RS aus Künstlerpostkarte - BJE - WS - Ausschn. Vergr.

Bilddarstellungen aus Privatbesitz H.Irmler


Ich finde es immer wieder faszinierend, in dieser Vielfalt meinem Großvater, dem Klosterneu-burger Maler Robert Wosak, begegnen zu können. Hier mit seiner Familie in der Brunnleiten 1.

Betty Irmler wird in einem Oldtimer kutschiert...

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Aus dem Donaukurier - H. Irmler:
Ausstellung: Robert Wosak im Stadtmuseum Klbg, Juli 2004

Nach dem Oeuvre Karl Feiertags kann im Stadtmuseum derzeit das Werk eines weiteren heimischen Künstlers bewundert werden, dessen Todestag sich heuer zum 60. Mal jährt. Es ist dies Robert Wosak, der 1876 in Schwechat bei Wien geboren wurde und nach seinen Studienjahren in München zum richtigen "Weltenbummler" wurde. Holland, Skandinavien, Italien oder Spanien waren nur einige der Länder, die der Künstler im Laufe seines Lebens bereiste und in lebensnahen Studien festhielt, die wiederum bei so manchem Betrachter das Fernweh weckten. Für Wosak waren seine Auslandsauf-enthalte jedoch nicht nur ein reines Vergnügen. Auch auf "Wanderschaft" musste er sich sein tägliches Brot u.a. als Zeitungszeichner und Kirchenmaler verdienen. Daneben arbeitete er fallweise als Lehrer, als Grafiker sowie als Auftragsmaler. Diese Aspekte des Künstlers - als Reisender, als Auftragsnehmer - werden in einem Ausstellungsbereich ausführlich dargestellt.
Dennoch fand Robert Wosak auch immer wieder Zeit für Arbeiten, die - wie er so schön sagte - "das Herz
bewegen". Nach 1910, als er sich im Haus Brunnleiten 1 bei Kritzendorf niedergelassen hatte, wurde seine Wahlheimat zu einem sei­ner bevorzugten Motive. Aus diesem Grund ist ein umfang-reicher Teil der Werkschau ganz und gar Klosterneuburg vorbehalten. Wer nun Einseitigkeit vermutet, der irrt: Neben schönen Landschaftsbildern findet sich hier auch die Serie "alte Kritzendorfer", die wiederum als Vorlage für liebevoll gestaltete Urkunden ihre Verwendung fand, Bürgermeister- und andere Portraits, Arbeiten, die von der Zugehörigkeit Wosaks zu den diversen kulturellen Kreisen Klbgs - und Kritzendorfs erzählen. Einige
"Kuriositäten" - allen voran ein fröhlich stimmendes Bild in Mischtechnik, das den Titel "Dschungelleben" trägt - scheinen nicht so recht in das Ausstellungskonzept zu passen. Diese Bilder wurden jedoch bewusst ausgewählt, um aufzu­zeigen, dass dem Künstler kaum etwas fremd war - weder technisch noch thematisch gesehen! Wer sich davon persönlich überzeugen will, ist herzlich eingeladen, bis zum 15. August in das Stadtmuseum Klosterneuburg zu kommen!

 
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