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Kierlings Geschichte verweist auf mehr als 1700 Jahre

            
Darstellung, Verantwortung und Eigentumsrecht: Herwig Irmler 2008
Ein Ort sensationeller Vielfalt

 

ie in so vielen Kommunen, fängt auch das geschichtliche Regulativ der Ortschaft Kierling dort an, wo die Glaubensgemeinschaft nicht nur eine regionale, sondern auch eine weit verzweigte religiöse Bedeutung hat. Erste Siedlungen unseres Ortes verweisen auf die jüngere Steinzeit. Im ehemals geschichtlich bevorzugten Kierlingtal hat ebenfalls die politische Vielfalt längst begonnen. Und wieder war die Kirche Mittelpunkt des örtlichen Interesses. Wie es sich manchmal in kurioser weise darstellt, zeichnet die Kirche auch in Kierling eine Zeitgrafik, die zur interessanten Entwicklung beitrug.

Auf das uralte Wahrzeichen

kam beispielsweise im Jahre 1894 eine neue Uhr. Allein das war für Kierling ein nicht unbedeutendes Ereignis. Schon deshalb, weil der Kirchturm im Eigentum beider Orte Kierling und Gugging war und so auch rechtlich in dessen Besitz stand. Die Kierlinger Kirchhe wurde zuletzt, nach der Zusammenlegung der Gemeinden im Jahre 1954, und der erstmaligen Überschreibung der Kirche im Jahre 1903 an das Chorherrenstift, endgültig der Stadt Klosterneuburg zugeschrieben.

Sensationelle Geschichte der Kierlinger Kirche:         

Am 2.2.1902 wurde wegen der gemeinsamen Errichtung des Turmes der Kierlinger und Gugginger, eine Volksversammlung einberufen. Die damalige Frage an die Gemeindebürger: „Soll der Turm den selbständigen Gemeinden Kierling und Gugging gehören, oder soll er ebenfalls der Kirche, die schon dem Stift Klosterneuburg zugeschrieben war, übergeben werden?
Frauen haben sich an der Abstimmung nicht beteiligt.

Die Gugginger waren der Befragung fern geblieben.

Das Ergebnis: 45 Männer stimmten dagegen, nur 15 Bürger dafür, dass der Turm dem Chorherrenstift übergeben werden soll.
Kierling war seither Eigentümer des Turms, dem Stift gehörte das Kirchengebäude.

 

Der eindeutige Volksentscheid

war jedoch amtlich nur knapp ein Jahr lang gewürdigt worden. 
Interventionen der Kirche
erwirkten, aufgrund "intensiver Bemühungen“ sowie durch Erlass des NÖ Landesausschusses vom 15. September 1902, Ziffer 53.317, dass der Turm mit 1. Jänner 1903 dem Stift Klosterneuburg zuzuschreiben ist.
 

Dass der Bauzustand        

des romanischen Turms knapp nach Übernahme durch das Stift `immer schlechter´ wurde, verursachte einige Verwunderung und Unmutsäußerungen in der Bevölkerung und den vor einem Jahr entscheidungswürdigen Bürgern. Es wurde aber festgestellt, dass auch die Kirche in einen beklagenswerten Zustand gekommen war. Als interessant erkannten Insider, dass nur ein Monat nachdem das Land NÖ dem Stift auch den Kirchturm zugeschrieben hatte, diese Erkenntnis gewonnen wurde. Im Februar 1903 erschien eine Kommission wegen der Renovierung des Turmes und der Kirche. Mit dem Turm sollte begonnnen werden. Da bemerkte man eine erhebliche Turm-Senkung von bis zu 30 cm. Schließlich musste der Turm im April 1905 abgetragen werden.

Der einstige Besitzstreit war gebrochen. Die erregten Gemüter beruhigten sich, und das Chorherrenstift begann mit einer bedeutenden Renovierungsaktion, an der sich auch die „Bürgergesellschaft“ beteiligte.

 

Bekannt ist,

dass das Dorf Gugging im Jahre 1782 nach Kierling eingepfarrt wurde. Dort blieb es bis 1.2.1939. Franz Völker, der Obmann des „Kaiserjubiläums-Kirchenbauvereins“ in Gugging, schreibt am

6. Dezember 1908 über die „Kirchenruine“ von Kierling. Ein Großteil der Kirche wurde abgetragen. So auch die „Antoniuskapelle“ aus dem Jahre 1725.

Alter und Gründungsjahr

der Kirche fällt in das frühe 10. Jahrhundert (etwa 920) zurück.

Nachweislich stattete Probst Konrad auf Ansuchen des Ritters Ulrich von Kierling die Ortskirche bereits 1233 mit pfarrlichen Rechten aus.Ulrich und seinen Nachkommen sollte das Patronatsrecht über die Kirche verbleiben, solange sie die Grundherrschaft innehatten.

Zu dieser Zeit wurde auch in Kierling die ordentliche „Seelsorge“ eingeführt.

1683 wird ein Schullehrer Johann Ulrich Schirer genannt, der selbst, gemeinsam mit seinen drei Kindern von den Türken ermordet wurde.

Bei den Umbauten

wurde in der Absis ein schlitzartiges romanisches Fenster freigelegt und mehrere schöne romanische Kapitäle, die sicherlich von den Lisenen (aus der Mauerfläche vortretende senkrechte Wandpfeiler) stammen, freigelegt. Beim Fundamentaushub wurden drei römische Münzen und ein „Umhängserl“ aus der gleichen Zeit gefunden.

Romanische Grundmauern der Urkirche, im Inneren des Ensembles, sind ein bedeutender Beweis für das Alter der Kirche. An der Kirchhofmauer des aufgelassenen Friedhofes sowie in die Kirche eingemauerte Kapitäle und Säulen des alten romanischen Gotteshauses, sind Grabtafeln
an der Südmauer der Kirche zu erkennen.

 

1923 bildete sich ein Glocken- Komitee      

Die Beschaffung eines neuen Geläuts war notwendig, da der Altbestand für die Waffenerzeugung des 1. Weltkriegs verwendet wurde.

Wieder, wie schon beim Turm, kam es zu Meinungsverschiedenheiten über die Frage: Werden die Glocken im Eigentum der Gemeinde oder der Kirche stehen?! Schließlich setzte sich durch;

die Glocken sollen der Kirche gehören.

Dem schönen und klangvollen Geläut war keine lange Lebensdauer beschieden. Während des 2. Weltkriegs erlitten die Glocken 1942 das ebensolche Schicksal wie während des 1. Weltkriegs, wo zwischen 1917 bis 1918 alle Glocken und die Zinnpfeifen der Orgel für die Waffenerzeugung geopfert werden mussten

 

Kriegsnot:

Am 15. Oktober 1939 hat Kierling aufgehört, eine selbständige Gemeinde zu sein. Der 2. Weltkrieg begann.

Zu Kriegsende dringt am 6. April 1945 die aus Russland kommende „Rote Arme“, von Hintersdorf kommend, in Kierling ein. Die Panzersperre bei der Lenaubrücke war für die alliierten Soldaten keinerlei Hindernis.

5. Mai 1945: Strafweise Evakuierung Kierlings, da der Verdacht einer Verbindung zu „Schwarz-Sendern“ mit der nördlich der Donau flüchtenden SS bestand. Nur 80 Personen durften zurückbleiben. Am 8. Mai wurde der Evakuierungsbefehl wieder aufgehoben.

 

Das sagen Augenzeugen zur bitteren Nachkriegszeit:

„Wer kann die große Not, das Elend, den Hunger vergessen? Hass, Neid und Rachsucht wollen wir gerne ablegen. Nie aber das gemeinsam getragene Leid. Die gemeinsame Not. Es wurde gewünscht, dass nur die Eintracht und die gegenseitige Hilfsbereitschaft, unserem schönen Dorfe, und darüber hinaus, unserem Vaterland Österreich die so notwendige Ruhe und den waren Frieden gibt“.

Kierling          

Luft-Churort und Jagdgebiet

Kierling galt einmal als beliebtes kaiserliches Jagdgebiet und war als bedeutendster Luft-Churort Österreichs bekannt und weithin geschätzt.

 

 

Das Geheimnis Kierlings lüften

 

Die Bauernfamilie Schatz ließ „auf dem Hahn“ ein verfallenes Feldkreuz neu errichten, das anlässlich einer Bittprozession am 4. Mai 1948 geweiht wurde.

Die Sage erzählt, dass auf dem Hahn vor langer Zeit ein Schloss gestanden und bei einem Erdbeben im Boden versunken sei. An dieser Stelle ist dann ein Gedenk-Kreuz errichtet worden. Etwas abseits dieses Feldkreuzes steht das „Spitelkreuz“ am Rande des „Bürgerspitalwaldes“.

(Bild 1) Gedenkkreuz zur Erinnerung an die Burg Kirchlingin

 

www.klosterneuburg1.at hat diese behauptete Darstellung unter die sprichwörtliche „Lupe“ genommen. Was dabei heraus kam, lesen Sie
in dieser Berichtsfolge.

 

Diese Aufnahme

zeigt die Kierlinger Kirche in einem ungewohnten Bild. In dieser Darstellung ist das Gotteshaus völlig ungewohnt und daher mit der Kierlinger Kirche nicht in Einklang zu bringen. Und so kaum zu erkennen. Allerdings wird an der Apsis deutlich, dass es sich um eine historische Darstellung aus dem vermutlich >  9. Jahrhundert handelt.

Nürnberger Burg, Romanische Doppelkapelle von Osten



Burg `Kirchlingin´
Genauso wie die Entstehung der Kierlinger Kirche, ist auch die dargestellte Überlieferung der ehemaligen „Burg Kirchlingin“ aus heutiger Sicht völlig fremd und unbekannt. Das ändert aber nichts an
der Tatsache, dass sie vorhanden war, und eine wichtige strategische Bedeutung hatte. Es kann auch schwer den überlieferten Theorien entsprechen, die davon ausgehen, dass die „Burg-Kirchlingin“ bei
einem ungeahnt heftigen Beben im Erdboden versunken sei.
Ein ganz anderes Schicksal dürfte der Burg widerfahren sein. (Bild 2) Foto: Wikipedia Symbolbild: Nürnberger Burg. Romanische Doppelkapelle/

 

Die Märe von den Gäuhühnern      

In der aus dem Mittelalter stammenden Heidelberger Handschrift in althochdeutscher Mundart und Schreibweise  „Die Märe von den Gäuhühnern“. -

In Neudeutsch übersetzt:  „Die Geschichte der Kierlinger“ -  in Reimschrift des epischen Dichters Stricker – gestorben 1250, ist das Ereignis über das „Verschwinden“ der ehemals strategischen bedeutenden Burg von Kierling nach einer überlieferten Annahme dargestellt.

 

Bedeutung des Sprachgebrauchs

von Dr. Matthias Specht – auszugsweise:

 

Über Gäuhühner:

Eigentlich „Zinshühner“, dann erklärende Übernahme für „Bauern“ (festgestellt nur für Niederösterreich) wurde einmal der Ausdruck „verfluchtes geuhun“ genannt. „Gäu“: Ein ebenes, flaches Land- im Gegensatz zum Gebirgsland und zur Stadt. (Keine andere ortsbedingte Bedeutungsüberlieferung. Begriffe gelten nur für Kierling)

 

Das historische Kierling

 

Das Siegel des Ulrich von Chirlichingen, aus dem Jahre 1233, wird heute noch graphisch als Kierlinger Ortswappen geführt. Diesen erkanten Daten zufolge, wurde dem Ort Kierling vorerst ein Alter von
mindestens 775 Jahren zugeschrieben. Neueste Forschungen geben Kierling allerdings ein historisches Alter von mehr als 5000 Jahren.

Chirchlingen

Der Name Chirchlingen (auch Chirchlingin) findet sich zum ersten Mal in einer Urkunde aus den Jahren 1072 bis 1091. Damals gehörte das Dorf zum Bistum Passau. Allein aus diesen Daten besteht Kierling schon seit 936 Jahren.

Die geschichtliche Entwicklung der Stadt begann allerdings bereits zwischen 3000 bis 1800 Jahren vor der Zeitrechnung. Demnach dürfte Kierling heute bereits mehr als 5.000 Jahre alt sein. Mehr als das doppelte Alter wird der Babenbergerstadt `Klosterneuburg´ zugeschrieben. "Nivenburg" - bestehend aus Kloster- und Korneuburg, als einstige Hauptstadt Österreichs, dürfte somit älter als Wien sein.

Erste Siedlungen

verweisen bereits auf die jüngere Steinzeit. Der Fund einer Bronzenadel aus der Urnenfelderzeit (1200 – 700 v. Chr.) lässt annehmen, dass es damals, also vor 3.200 Jahren schon einen Verkehrsweg durch das Kirlingtal gab.

In der Römerzeit

(seit dem Jahre 15 vor Chr.) verlief eine wichtige Straße entlang der Nordgrenze des römischen Imperiums, die hier dem Donaulauf folgte und dann durch das Kierlingtal führte. Beim Neubau des Kierlinger Pfarr-Turms 1912, fand man römische Münzen der Jahre 324–337 n. Chr. Allein demnach ist für Kierling in der neueren Zeitrechnung ein Alter von ca. 1.700 Jahren nachweislich zu erkennen.

Die strategische Bedeutung

der sich entwickelnden Siedlungsstruktur, die nicht nur in den Anfängen der österreichischen Zeitrechnung begründet war, als sich politische und strategische Kontakt zischen den Ebenen der Ostregion zu den Gebirgszügen des Alpenhauptkammes erweiterten. In diesem Zusammenhang wurde dem Kierlingtal schon im Mittelalter eine strategische Bedeutung beigemessen. (Bild 3) 

Die Hochblüte des politischen Aufschwungs fand nicht nur in der Römerzeit, sondern später, vor allem nach schwieriger aber erfolgreicher Verteidigung der Türkennot, um 1680 statt.  (Bild 4)
Die Ansicht
auf das Chorherrenstift ändert sich innerhalb von weniger als einem Kilometer entscheidend.

Während (Bild 3) im Hintergrund des Stifts das „Rinterzelt“ und den knapp 100 Km entfernten Spitzerberg an der ungarischen Grenze deutlich macht, zeigt (Bild 4) im Hintergrund den Bisamberg, als Hausberg von Korneuburg.
 

Die deutlich erkennbare Sicht von Klbg. (rechts das Stift) in Richtung Wien- Spitzerberg- und Grenze
Österreich – Ungarn, war strategisch nicht so bedeutend gewesen,  wie das gleichgelagerte, aber durch die Landschaftsstruktur Kierlings, verdeckte Erkennen dieses Einzugsgebietes.  (großes Bild- w. unten) (Bild 5) Militärisch war die Sicht aus dem Stadtzentrum von Klosterneuburg, (Bild 3), nicht günstig, weil allfällige Verteidigungsmaßnahmen Klosterneuburgs keinen Schutz und zu geringe strategische Angriffsmöglichkeit für die Türken bot. Auch damals nicht, als noch keine Sichtbehinderung durch Wohnbaumaßnahmen, wie sie heute, (Bild 5), gegeben sind, zu verzeichnen waren.
 

Im Buchband

„Klosterneuburg Geschichte und Kultur – Die Katastralgemeinden“ - wird lt. 1993 u.a. so zitiert: „Die Burg der Herrn von Kierling“, um die es in der Dichtung geht, erhob sich auf dem Hügel, wo heute das Erinnerungs-Kreuz (Bild 1)- als würdiges Denkmal steht. Dabei gaben die Herausgeber der Geschichtsdarstellung u.a. folgende historische Hinweise:
 

Die stärkste Stütze

des erst 14 jährigen Albrecht V, war sein Hofmeister, Reinprecht II von Wallsee.

Dieser zog 1413 mit Böhmen, Bayern und Reinleuten nach Wien und nahm in dessen Einzugsgebiet das Schloss Kierling  (Bild 2) ein. Erste Siedlungen verweisen jedenfalls auf die jüngere Steinzeit.

 

Wie verschwand die Burg zu Chirchlingen?    

@Herwig Irmler

Nürnberger Burg, Romanische Doppelkapelle von OstenDass die Burg Kierling, durch ein Erdbeben zerstört wurde, und in der Folge in die Erde versunken wäre, wie dies bis Heute so angenommen wird, ist nicht erwiesen. Augenzeugen überlieferten vielmehr eine andere Version.
Diese Darstellung spricht davon, dass wegen der unproblematischen Erreichbarkeit der Burg
Chirchlingen, durch Kinder und Jugendliche, allerlei Unfug getrieben  wurde. Schlimme Zwischenfälle, unbefugte Spielereien und ernste Verletzungen von Kindern und Jugendlichen, haben Eltern und Erziehungsberechtigte auf den Plan gerufen. (Bild 2)
Das kulturelle Denkmal
wurde aus den genannten Gründen, mehr oder weniger elegant, aus „zivilem Anlass“, dem Erdboden gleichgemacht.
 

Das so gewonnene Material aus dem historischen Burgbau wurde für die Errichtung von Wohnhäusern in Kierling verwendet, die heute noch in der historischen Bauweise vorhanden sind und so  auch einen entsprechenden ideellen Wert besitzen.

Diese „radikale“ Maßnahme des „Burg-Verzichts“ wurde als einzige Möglichkeit erkannt, wieder Ruhe und Ordnung, in den bis dahin strategisch bedeutenden, aber deshalb auch stark umkämpften Ort einkehren zu lassen.

 

Diese Version der vielfach diskutierten Ereignisse um die Burg Kierling, dürfte eine vernünftig erscheinende Version der einst strategischen Verteidigungsmaßnahme der zu dieser Zeit bedeutenden Besiedlung Wiens und Klosterneuburgs- als älteste Stadt des damals noch kleinflächigen “Austria“, gewesen sein.
 

Klosterneuburg hatte von Kierling (Bild) eine vorerst günstige Sichtweise bis zur ungarisch- österreichischen Grenze, über eine Entfernung von knapp 100 Km erkennen lassen. Auch aus strategisch - militärischen Gesichtspunkten war diese Aussichtslage äußerst günstig.
Links die Burg zu Chirchlingen. Von hier aus konnten die Angriffe der Türken (rechts- Grenze zu Ungarn) unbemerkt beobachtet, und strategische Verteidigungsmaßnahmen eingeleitet werden. Immer wieder sehr erfolgreich.

 
Insbesondere in der Zeit der Türkenbelagerung
und dessen gezieltem Eindringen in die damalige Kernstadt Österreichs. Hat doch einst, wegen des gänzlichen Fehlens bewachsener Flächen, wie sie heute in dieser Region durch den Baumwuchs gegeben ist, ein strategisches Vakuum bestanden.

 

Eine natürliche Schutzstruktur war von Nöten. Diese konnte nicht im Zentrum Klosterneuburgs, im Einzugsgebiet des Chorherrenstifts, gefunden werden. Wenn auch die Aussicht in Richtung Grenze eine strategisch günstige Sichtweise aufweist. So suchten die damaligen Verteidigungsstrategen nach wirkungsvolleren militärischen Abwehrzentren.

 

Angriffe erfolgreich abwehren war nach den damaligen militärischen Erkenntnissen nur möglich, wenn rechtzeitig allfällige Angriffe der „Feinde“ unbemerkt von den Verteidigern registriert wurden. Und gleich rasch strategische Gegenmaßnahmen eingeleitet werden konnten. Genauso wichtig war aber, die Zivilbevölkerung zu schützen. So war es notwendig, entsprechend rasch Schutzmaßnahmen und Evaluierungen einzuleiten.

 

Die Sicht aus dem für diese bedeutende Optik beste Strategie war die scheinbar völlig abseits liegende Aussichtslage am „Kierlinger Hahn“. Diese von hier ausgegangene Verteidigungsmöglichkeit, hat nicht zuletzt dazu geführt, die umfassende Abwehrstrategie erfolgreich durchzuführen und die feindlichen Angriffe abzuwehren, was zuletzt auch durch großen Mut und Selbstbewusstsein gelungen ist.
Sinnbildliche Übersetzung des strategischen Kierlinger und

Tullner Bevölkerungsgebiet aus dem Neuhochdeutschen:

 

Der Dichter warnt die Ritter, sich auf dem flachen Lande anzusiedeln. In der Meinung- die Bauernschaft dadurch nötigen zu können, sich dort anzusiedeln. Schon mancher habe versucht, sich dort ein Haus zu bauen. Es sei stets zu seinem Nachteil ausgegangen. Das eine Mal habe es ihm das Erdbeben niedergeworfen, zum anderen hat es der Donner zerstört. Am ende kam es zu einer massiven Verarmung.

 

Schriftliche Darstellung:

So ergehe es allen, die sich auf dem Gäu festsetzen und es über Recht aussaugen wollen. Das Gäu habe so große Kraft, dass es über alle, die es bedrängen wollen, die Oberhand gewinnt.

 

Erklärung:

Als Betroffener ist wohl Ulricus de Chirchlinge gemeint, der in Urkunden von 1222-1244 genannt ist. Wer also Lust habe, sich auf dem Gäu festzusetzen, der sehe, wie es in Chirchling ergangen sei. Das haben die Gäuhühner nieder gebrochen, denen nichts widerstehen konnte. Wie die Drachen lassen sie das Feuer aus dem Munde fließen. Keine Burg kann vor ihnen bestehen, der sie ungnädig sein wollen. Ihre Stimme gleicht dem Donnerschlag. Und sie lassen
sie weithin im Lande erschallen. Vor ihrem Zorn fallen die Burgen, wie fest sie auch seien. Sie verbrennen oder zerstören sie, wie sie es mit Chirchling machten.Diese Hühner, die sich so zu rächen verstehen, seien schwer zu braten“, meinte der Dichter.

 
Sinnbildlich:

Noch gibt es in Österreich viele Burgen, die ein ähnliches Schicksal hatten, wie Chirchling, das auch das Gäu gebrochen hat. Noch alle hatten es büßen müssen, die das Gäu zwingen wollten.
 

Kierlinger Ereignisse       

Kultur, Geschichte, Verein, Aktivitäten

  • Markgraf Leopold III bezieht die bereits bestehende Burg eines Herrn von „Chling“. Daraus entsteht der Ort „Chirchlingin“. Später „Kierling“. Wegen ihrer strategischen Bedeutung entwickelte sich Kierling noch vor Klosterneuburg.

  • Kaiser Karl VI., der Vater Maria Theresias, baute hier ein Jagdhaus, an der Adresse- Hauptstr. 52. Nach dem schriftlichen Werk "Jagd und Schützen am Hofe Karl VI" von D.O. Freiherrn von Mitis, wurden im Jahre 1735 von Karl VI hunderte Wildschweine erlegt. Ebenso gab es damals noch Wölfe und Bären in den Wäldern.
  • Das Theresienschlössl, Lenaugasse 10, wurde unter Kaiserin Maria Theresia als Jagdschloss erbaut. In diesem wohnte 1839 der heimische Dichter Nikolaus Lenau.
  • Kierlinger erzählten, dass vorerst die Besitzungen des „Hahn“ an 78 Bürger verteilt wurde. Die Anteile blieben am Hof bei den Häusern, die Steuern wurden zunächst an die Gemeinde, dann an den Grundeigentümer – Chorherrenstift Klosterneuburg – bezahlt. (Grund und Boden waren frei verkäuflich)
  • In Kierling etablierte sich die Pelztierzucht „Hagental“.
  • In der Wiener Bank- und Börsenzeitung VII/23 von 1931, Seite 7, berichtete H. Vetters über einen bedeutenden Ölfund in Kierling- Fundstelle: „Dicker Baum“. Die Bohrarbeiten wurden nach dem Fund - wegen des 2. Weltkrieges nicht wieder aufgenommen.
  • Unwetter-Bedrängnis und Katastrophen:

        Ein Hagel vernichtete am 18. März 1829, gewaltige 90% der Weinernte.

        Am 16. Mai 1830 gingen 80% durch den Reif verloren. Das waren 
        bedeutende Verluste für die auch damals bedeutende Weinwirtschaft    

        Im Jahre 1837 starben 15 Kierlinger an Typhus.  1851 riss das
        Hochwasser sämtliche Brücken weg, die Straßen wurden durch Muren so 
        arg in Mitleidenschaft gezogen, dass gegenseitige Hilfe nicht möglich war.

  • Weitere Unwetter – in Kierling:

        Am 30. Juli 1897 fuhr man nach Wolkenbruch, mit Kähnen auf der
        Hauptstraße. 8. April 1900- ärgere Wasserkatastrophe als 1897, beim
        Erdrutsch in der Lenaugasse. Beim Gewitter am 1. August 1901 fielen bis
        zu 4 cm dicke Hagelkörner. 1910 war ein miserables Erntejahr. Die
        notwendigen Kartoffel kamen aus Tulln Vom 26.4. bis 10.8.1917 hatte es
        nicht geregnet, was einen bedeutenden Futtermangel zur Folge hatte.      

  • 1867 wurde die Kierlinger Feuerwehr gegründet.
  • Seit 1886 besteht in Kierling ein Rekonvaleszentenheim für Lungenkranke. Bedeutendster Patient, dessen Leiden hier behandelt wurde, war der aus Böhmen stammende Schriftsteller Franz Kafka, der auch hier gestorben ist. Seine Gedenkstätte wird von Interessierten aus der ganzen Welt besucht.
  • Am 26. August 1911 gründete Wladimir Kolda die Autobuslinie Kierling- Klbg.- Wien. Damit hat das gemütliche Zeitalter der Stell- und Zeiserlwagen ein Ende gefunden
  • 15. Oktober 1939 – Kierling hat aufgehört, eine selbständige Gemeinde zu sein

Liegt unter Kierlinger Erde ein versunkenes Schloss  
Viele Anzeichen deuten darauf hin. Darstellung von Herwig Irmler      27.07.2000
Darüber
ob einst tatsächlich auf der sogenannten Spitelwiese in Kierling ein Schloss versunken ist, gehen die Meinungen auseinander. Der ehemalige Kierlinger Unternehmer, Hans Pötsch, will jetzt die Legende lüften. Vorerst verlässt er sich auf sein G`spür das ihm untrügliche Zeichen nach einer Existenz von Mauerresten unter der Erde bezeugt.
Pötsch: „Sollte ich weitere Beweise für meine Vermutung finden, könnten zwischen Hahnkreuz und Spitelkreuz Grabungen durchgeführt werden.“

Im Josef Schmutzer Büchlein
„Heimatkunde von Kierling“ aus 1961 wird unter dem Kapitel „Sehenswürdigkeiten“ u.a. diese Stelle so beschrieben: Die Bauernfamilie Schatz, Hauptstraße 79, ließ „auf dem Hahn“ ein verfallenes Feldkreuz neu errichten, das anlässlich einer Bittprozession am 4. Mai 1948 geweiht wurde. Die Sage erzählt, dass auf dem Hahn vor langer Zeit ein Schloss gestanden und bei einem Erdbeben im Boden versunken sei. An dieser Stelle wurde dann ein Kreuz errichtet. Unweit des Hahnkreuzes steht als zweites Feldzeichen das sogenannte „Spitelkreuz“ am Rande des Bürger-Spital-Waldes. Die historischen Zeilen aus der Ortsgeschichte teilen mit: "1108 treffen wir Spuren, dass Thiemo von Kirchlingen sogar eine Burg an diesem Dorfe besaß, dieses Gebäude ist aber im Laufe der Jahrhunderte so gänzlich von der Erde vertilgt, dass nicht einmal die leiseste Spur mehr gefunden wird, so es einst gestanden haben mag..."
Ob die Legende
um ein ehemaliges Bauwerk gelüftet werden kann, bleibt dahingestellt. Fest steht, dass bei klarem Wetter vom Spitelkreuz aus eine Fernsicht bis zum Hundsheimer Braunsberg bei Deutsch Altenburg möglich ist.
 Und da erzählt Hans Pötsch wieder von alter Überlieferung: „Am Braunsberg soll einmal ein Heiligtum gestanden sein. Genau von diesem Punkt aus besteht mit dem Spitelkreuz Sichtverbindung. Es ist also leicht möglich, dass sich an beiden Stellen einmal strategisch wichtige Wehranlagen oder dergleichen befunden haben.“

Bevor allerdings Archäologen  
mit Spitzhacke und Schaufel anrücken, gilt es die Feldkreuze instand zu halten. Wanderer wollen weiterhin an dieser Stelle verweilen und die Gedanken schweifen lassen.
Der Darsteller dieser Geschichtsforschung - Herwig Irmler
hat mit dem Archäologen Univ. Prof. Dr. Johannes Wolfgang Neugebauer
eine Besichtigung an Ort und Stelle vorgenommen.
Erster Kommentar: "Es ist nicht unmöglich, hier etwas zu finden. Allerdings handelt es sich bei derartigen "Schürfungen" um aufwendige und kostspielige Verfahren."

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Ölfunde in Kierling! Kann Kierling reich werden? 
AUSZUG aus der Wiener Bank- und Börsenzeitung Nr. 23/1931  erkannt ausgearbeitet und zusammengestellt von Herwig Irmler auf Klosterneuburg1.at von Dr. Hermann Vetters, Chefgeologen der Geolog.- Bundesanstalt Wien


Hier dürfte die Groißmühle gestanden haben. Beim Schießstadtgraben...

Die Vorgeschichte dieses Fundes ist in den Tagesblättern ziemlich genau wiedergegeben worden: Die Gemeinde Kierling, welche eine Wasserversorgung durchführen wollte, wandte sich an den bekannten Rutengänger Ing. Reichl, um eine Angabe eines günstigen Bohrpunktes für Trinkwasser. Derselbe bezeichnete eine Stelle, etwas oberhalb der Groißmühle, zwischen der Gemeinde Kierling und Klosterneuburg. Daselbst wurde nun mit einfachen Mitteln durch die Firma Rumpes Rach eine Bohrung niedergebracht, die durch das Niederösterreichische Landesbauamt (Hofrat Gruber) beaufsichtigt wurde. Diese Bohrung durchläuft eine ziemlich mächtige Decke von Schutt und Gehängelehm,
durchläuft dann Fluch- Geschichten, und zwar die vom Kahlenberg und Leopoldsberg her bekannten Mergel- und harten Hallsandsteine der Oberkreidestufe.

In der ebenen, wasserreichen Zone befindet sich das wertvolle `flüssige Gold´

Bei 57 Meter Tiefe traf sie einen feinkörnigen, grauen Sand an, welcher hart salzhaltiges Wasser führte und dem auch Gase entströmten. Etwas tiefer wurde der Sand gröber. Derzeit hat die Bohrung eine Tiefe von 61,90 Meter erreicht, wobei in den Bohrproben der letzten Tiefe wiederum hartes Gestein ähnlich dem früheren Kreidestein-Schichten dem Sande beigemengt erscheint.

Aus den größeren Sanden wurde Wasser geschöpft, welchem Rohölspuren beigemengt waren. Auf Anregung des Bauleiters Hofrat Gruber wurde die Bohrung durch den Oberbergrat Lukas Waagen, später auch im Verein mit mir, untersucht. Bei unserer Anwesenheit am Mittwoch, den 3. Juni wurden aus den Sanden 20 Liter reines Rohöl, in den folgenden Tagen 200 Liter Rohöl, gepumpt, worauf sich wieder Wasser mit Rohölspuren einstellte. Die Pumpversuche werden nun durch einige Tage weiter fortgesetzt, dann soll noch etwas weitergebohrt werden, um über die Natur der liegenden Schichten der genannten Sande Klarheit zu schaffen.

Das Öl, das im durchfallenden Lichte eine dunkelbraune Farbe, im auffallenden Lichte eine grünliche Farbe zeigt, ist leichtflüssiger als die bekannten Eggbeller und Gödinger Öle der benachbarten Tschechoslowakei und scheint, dem Gerüchte nach zu schließen, in höherem Grade benzinhältig zu sein.

Allein die optische Darstellung mit der flachen Bodenform kann auf einen Aktiv-Boden schließen.

Die Proben werden in der nächsten Zeit im chemischen Laboratorium der Geologischen Bundesanstalt untersucht (Anmerkung der Redaktion: Unser Mitarbeiter konnte sich durch Augenschein davon überzeugen, dass das in Kierling gefundene Öl am Geruche und seiner Konsistenz nach den galizischen Ölen sehr ähnlich und von dem Eggbeller Öl auch für den Laien erkennbar gänzlich verschieden ist).

Es kann natürlich nicht gesagt werden, ob dieses Vorkommen praktisch ausbeutbar sein wird. Doch ist dieser Fund, genau so wie der vor kurzem bei Zistersdorf im nördlichen Niederösterreich gemachte, von grundlegender Bedeutung. Es ist zum ersten mal in der Sandsteinzone (Flysch- Zone) unserer österreichischen Alpen ein greifbares Ölvorkommen nachgewiesen worden.

Das ist umso wichtiger, als trotz der unverkennbaren und von der Geologie seit Jahren betonten Gleichheit der petrographischen Zusammensetzung zwischen den alpinen Sandsteinzonen einerseits und den tarpathischen Sandsteinzonen andererseits doch immer wieder von namhafter fachmännischer Seite die Möglichkeit von Erdölvorkommen halbwegs bedeutenderen Umfangs in den alpinen Gebieten geleugnet wurde. Dabei wurde immer betont, dass im Gegensatz zu den rumänischen Gebieten in unseren Sandsteinzonen Ölspuren und sonstige Anzeichen für unterirdische Ölvorkommen fehlen.

Ich habe zwar bereits im Jahre 1921 mit meinem Kollegen Dr. Gößinger eine sichere Erdölspur bei Neulengbach nachgewiesen und gelegentlich der Veröffentlichung darüber in der Zeitschrift „Petroleum“ (Nr. 6 vom 20. Februar 1921) mich für die Ölhäufigkeit unserer Flysch- Zone besonders ihres Nordrandes ausgesprochen. Obwohl in der Folge eine weitere Ölspur von Dr. Gößinger bei Salzburg nachgewiesen worden ist und ich im letzten Jahre eine Ölspur bei Steinakirchen im Erlauftale gefunden habe, konnten doch nicht alle Fachkreise von der Ölhäufigkeit des Flyschgebietes überzeugt werden.

Ein Hauptunterschied in der Anschauung bestand darin, dass ich und eine Reihe meiner Kollegen von der Vorstellung ausgingen, dass die Schichten des alpinen Flysches mehr oder weniger weit auf das von dem sogenannten Schliermergel gebildete Alpenvorland hinübergeschoben worden seien. Dass diese Schlierschichten als Muttergestein für Erdölbildung in Betracht kommen, wurde zwar von allen Fachkreisen zugegeben, jedoch die Aufschiebung des Flysches auf dieselben geleugnet. Durch diese Aufschiebung aber kommen die Sandsteine der Flyschzone, welche als Ölsammler in Betracht kommen, in jene tektonische Lage, welche ein Aufsteigen des Öles aus dem Vorlandschlier in diese Ölsammler ermöglichen.

Nun haben allerdings meine Aufnahmen in den letzten Jahren besonders in Flyschgebiete der beiden Erlauftäler glaubwürdige Hinweise dafür gegeben, dass tatsächlich solche Überschiebungsbewegungen stattgefunden haben. Einen greifbaren Anhaltspunkt für die von mir früher schon betonten Ölhäufigkeit hat aber erst diese neue Bohrung erbracht.

Ohne Rücksicht darauf, welches Ausmaß der gegenwärtige Fund noch erreichen wird, erbringt er doch meiner Meinung nach den Nachweis, dass unter den oberflächlich anstehenden Kreideflyschschichten des Kierlingtales größere Ölansammlungen vorhanden sind.

Ihre Tiefe ist allerdings durch den neuen Fund noch nicht festgestellt worden. Die eigentlichen Öl- führenden Lager, um dieses populäre Wort zu gebrauchen, können auch wesentlich tiefer liegen als die in so auffallend geringen Tiefen angefahrenen Öl- führenden Sande.

Die Bohrung liegt, soweit aus den geologischen Aufnahmen hervorgeht, in einer Störungsfläche und es ist möglich, dass an derselben ein Teil des Öl- führenden Untergrundes höher empor geschleppt wurde als es seiner normalen Lage nach entspricht.

Das Vorkommen des Salzwassers mit dem Öl ist eine aus allen Ölgebieten, besonders Galiziens, bekannte Tatsache. Auf alle Fälle muss dem weiteren Verlaufe der Bohrungen mit guten und berechtigten Hoffnungen entgegengesehen werden.

Aus Deutschland wurde gemeldet, dass die bekannte Tiefbohrfirma Rath U.G. in Salzgitter am Harz sich insolvent erklären musste. Wie wir hören, wird davon die hiesige Niederlassung Rath Danubia nicht tangiert. Die Bohrungen, welche diese Firma aus Hintersdorf in Niederösterreich voriges Jahr begonnen und über den Winter eingestellt hatte, sind im heurigen Frühjahre wieder aufgenommen worden und nehmen einen durchaus befriedigenden Verlauf.
Die Mitkontinentproduzenten haben sich mit der dringlichen Bitte um sofortige Abhilfemaßnahmen an den Präsidenten Hoover gewandt. In ihrer Eingabe bringen sie zum Ausdruck dass die Petroleumindustrie des Mitkontinentes zur Versteigerung reif sein werde, falls nicht innerhalb zweier Monate etwas durchgreifendes geschieht.
Es wird in erster Linie die sofortige Schaffung eines Einfuhrverbotes auf ausländisches Erdöl im Verordnungswege verlangt. Ob die Regierung dieser Forderung entsprechen wird und ob eine Besserung der Lage eintreten kann, falls ein Embargo auf ausländische Mineralöle zur Einführung gelangt, erscheint mindestens zweifelhaft.

(auszugsweise Darstellung)

Dr. Hermann VETTERS -
Geologe, geb.: 31.07.1880, Wien. + gest.: 6. 10. 1941, Wien
Hermann Vetters besuchte das Gymnasium in Böhmisch Leipa (Ceská Lípa) und studierte anschließend an der Universität Wien. Nach seiner Promotion wurde er 1903 Assistent an der Lehrkanzel für Geologie und wechselte 1908 an die geologische Reichsanstalt. An der Montanistischen Hochschule in Leoben lehrte er als Privatdozent tektonische Geologie.
1914 bis 1918 wurde er der militärischen Bauanstalt Wien als Geologe und Leiter der Instruktionsabteilung für Tiefbohrungen und Bohrbrunnen zugeteilt. Von 1916 bis 1918 diente er dann im Kriegsministerium und rüstete als Oberleutnant Ingenieur des Landsturms ab.
Nach dem Krieg kehrte er in die geologische Bundesanstalt zurück und wurde schließlich deren Chefgeologe. Hermann Vetters gehörte zu den Gründungsmitgliedern der geologischen Gesellschaft Wien und stand dieser 1934/35 als Präsident vor. Bei zahlreichen Reisen nach Albanien, Syrien, der Bukowina und Dalmatien oder auch in die Westkarpathen machte er geologische Aufnahmen. Zu seinen großen Leistungen zählt eine Karte der Geologie Österreichs bzw. das Auffinden von Öllagerstätten in Österreich. Sein Sohn Hermann (1915 - 1993) war Archäologe und machte sich als Direktor des archäologischen Instituts um die Ausgrabungen in Ephesus verdient. Lit:: Ackerl Isabella, Weissensteiner Friedrich: Österr. Personen Lexikon, Wien 1992, S. 501 Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Wien 1997, S. 537 Emödi Paul: Wer ist wer. Lexikon österreichischer Zeitgenossen, Wien 1937, S. 360f Taylor Stephen: Who´s who in Austria, Wien 1972, S. 781

 
Dr. Hermann Vetters              

Am 11.Oktober 1941 haben wir den unbeirrbaren Vorkämpfer der Erdölschürfung im Wiener Becken, den erfolgreichen Tertiärgeologen und Schöpfer der 2. Übersichtskarte Österreichs, Hermann V e t t e r s, zu Grabe getragen. Eine erst am Schluss erkannte, seit mehr als einem Jahrzehnt unbemerkt fortschreit-ende Änderung der Blut-zusammensetzung, die sich zu einem quälenden Leiden entwickelt hatte, setzte seinem Leben ein anscheinend unvermittelt rasches Ende. Mitten aus angestrengter,
wissenschaftlicher und dienstlicher Tätigkeit heraus, musste er nach verschiedenen erfolglosen Heilungsversuchen schließlich, als der Zustand bedrohlich wurde, das Krankenhaus aufsuchen, in dem er nach kurzer Zeit am 7. Oktober 1941 sanft verschied.
... Vetters wurde am 31. Juli 1880 als Sohn des akademischen Industriemalers Hermann Fetters in Wien geboren, verbrachte aber dann seine ganze Kindheit und Jugendzeit bei seinem Oheim in Böhmisch- Leiba, wo er auch die 5-klassige Volksschule und das Gymnasium absolvierte, an dem er 1899 mit ausgezeichnetem Erfolg maturierte.

Wenn auch später die Anstalt selbst, ihre wissenschaftlichen und technischen Einrichtungen gelitten haben, war das doch alles ein neuer Anlass zur Verbitterung, die Vetters aber nicht aus der Bahn seiner Forschertätigkeit zu werfen vermochte.
1928 erreichte er seine letzte Dienstklassenvorrückung, indem er zum Chefgeologen der III. Dienstklasse ernannt wurde. In dieses Jahr fällt eine gemeinsam mit dem Chefgeologen G. Götzinger ausgeführte Sonderuntersuchung der Bauxit-lagerstätten Dalmatiens für eine private Interessentengruppe.
Seine Arbeiten in Niederösterreich schritten unterdessen rüstig vorwärts. Die Blätter Ypps, Krems und Tulln wurden systematisch mit größter Genauigkeit aufgenommen, dabei zahlreiche montanistische, baugeologische und namentlich Wasserfragen bearbeitet, während nebenher immer wieder die Erdölhoffnungsgebiete und Lagerstätten Gegenstand seiner besonderen Studien waren.
In Niederösterreich waren das einerseits das Gebiet des Weinviertels, andererseits die nordalpine Flyschzone, in der er in der Gegend von Texing und Gresten Fenster von Schlier nachweisen konnten, den er wegen des Auftretens deutlicher Ölspuren und in Analogie mit den Vorkommen in den galizischen Karpaten und in Bayern als Ölmuttergestein und danach den ganzen als Überschiebungsdecke ausgebildeten Randsaum der Flyschzone als Erdölhoffnungsgebiet betrachtet.

Der Vortrag, den Vetters darüber 1937 am Leobener Bergmannstag hielt, erweckte starkes Interesse und regte eine Schürftätigkeit an, die allerdings durch den neuen Krieg unterbrochen, uns vielleicht ein neues, ganz großes Erdölgebiet bescheren würde...

Beiträge zum Berichtsinhalt – „1000 Jahre Kierling – Ort der geschichtlichen Vielfalt“- von:

  • @ Herwig Irmler – Eigene Darstellungen, Zusammenstellung, Ergänzung und Fotos zu ´1000´ und mehr Jahre Kierling´
  • Josef Schmutzer- „Heimatkunde von Kierling“ (Amandusverlag 1961)
  • Die „Gäuhühner“ – Übertragung von Prof. Dr. Christine Lhotka
  • Geheimnisvolles Kierling
  • Ölfunde in Kierling
  • Dr. Hermann Vetters
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