Umtausch-Roulett:
Das
Zuckerpaket
von Herwig Irmler
Es
ist eine alte Weisheit, dass man mit den Weihnachts-einkäufen rechtzeitig
beginnen soll, um nicht in den bekannt gefährlichen `0xidativen Stress´-
von körperlicher- und seelischer Belastung - zu gelangen. Den
daraus resultierenden Vorsatz weitgehend in die Tat umzusetzen,
nähere ich mich ohne wesentlichen Druck- der Großmarkthalle im Wiener
Ortszentrum. Erfreulicherweise haben meine Frau und ich schon beinahe alle
Festtags-Besorgungen unter Dach und Fach.
Der
letzte Akt, dem Weihnachts- Kommerz einen Dienst zu erweisen, wird, so
hoffe ich, ohne Zwischenfall ablaufen. Daher - nur nicht hudeln. Meine
Zeit hält sich zwar auch für
diese letzte Festtagsbesorgung in Grenzen,
aber da ist immer noch meine innere
Stimme, die zu Ruhe und Besonnenheit
mahnt. Ob sie stark genug sein wird,
meine Ruhe zu bewahren? Lassen wir
uns überraschen!
Es ist nicht viel,
was ich zu besorgen habe. Da ist einmal ein Spielzeug-
Traumschiff, das sich meine
Tochter Christina wünscht. Die Tatsache,
dass dieses Spielgerät ein riesiges "Ding" ist,
für das im
Kinderzimmer erst Platz geschaffen werden muss,
scheint nicht so
wichtig
zu sein. Das Schönste sind doch die strahlenden Kinderaugen, wenn sich
unter dem Christbaum die Geschenke türmen. Und außerdem gibt es
da den bunten mit Blümchen
und Herz-Darstellungen geschmückten Brief an das
"Christkind". Und wer kann schon ein
so lieb formuliertes
Schreiben abschlagen?!
Ich halte also den Einkaufs- Wunschzettel in Händen.
Und da ist eben neben einem Computerspiel und anderen Objekten, auch das
Traumschiff
im Wunschprogramm angeführt. Bevor
ich aber in Gedanken versinke,
muss ich all meine, während der
Adventszeit noch verbliebene Energie aufbringen, um
an den Einkauf
zu denken.
Da sind nämlich noch einige Töpfe und Pfannen für die größeren
Töchter Barbara und Marianne zu besorgen. Damit ihre "Sammlung" an
Aussteuer - Gegenständen langsam komplett wird. Im Alter von 19, bzw. 21
Jahren kann man ja schon an Familiengründung denken. Noch dazu wo es schon viel
versprechende Freundschaften gibt.
Ja, ich darf auch auf keinen Fall vergessen,
eine Großpackung
Waschmittel einzukaufen. Natürlich von jener Firma die von meiner
Gattin
bevorzugt wird. Angesichts der Feiertage kann Vorrat nicht schaden.
Die Wäscheberge wachsen sonst in den Himmel.
Das Auto am Parkplatz abgestellt, und schon geht's im Laufschritt zum
Kundeneingang.
Halt! Ich hab das Paket Streuzucker nicht besorgt.
Also zurück zum Auto.
Im Kofferraum liegt sie, die Schachtel mit den Zucker-Tüten. Barbara hat
sie mir zum Umtauschen mitgegeben. Sie wollte
Staubzucker zum Backen der Weihnachtsbäckerei,
hat aber in
der Eile eine
Schachtel voll Streuzucker erwischt. Ein Umtausch kann ja kein
Problem sein. Ich sehe schon wie der Karton sich
wieder in
die Lebensmittelstellage
einreiht und das richtige
Zuckerpaket auf meinen
Einkaufswagen landet. Da ist schon
der
Reklamationsschalter. Nichts wie hin. „Grüß Gott, ich hab hier Zuckerdosen umzutauschen, wenn Sie so lieb
wären, mir
behilflich zu sein!“
„Tut mir leid, aber dafür bin ich nicht zuständig.
Bei mir können Sie
nur technische Artikel umtauschen. Lebensmittel müssen Sie bitte
beim
Kundenschalter einreichen.“ Ich bedanke mich bei der freundlichen
Angestellten
und beeile mich zum besagten Schalter zu kommen.
Ich muss mich anstellen.
Auch andere Konsumenten haben ihre Probleme.
Jetzt bin ich
an der Reihe.
"Meine Tochter hat irrtümlich Streudosen
anstelle von Staubzucker gekauft. Ich möchte
sie gerne umtauschen.“ „Können Sie mir bitte Ihre Rechnung geben.“ Ich
reiche das Gewünschte, bekomme je ein gelbes Ziffern- Pickerl auf das Paket, auf die Rechnung
und auf einen Umtauschzettel.
Diese soll ich allesamt nach Anweisung
dieser, ebenfalls freundlichen Dame, dem Leiter
der Regalbetreuung
geben. Ein Einkaufswagen ist
griffbereit, das Unglückspaket darauf und ab in
die Lebensmittelabteilung. Am Weg
dahin schnell das Waschmittel
ergreifen, das spart Zeit. Hier ist schon der Bereich wo
es förmlich nach Zucker riecht. Ein Herr im weißen Mantel schlichtet
Schokoladen und Bonbons in die Stellagen. Das wird er sein, der Umtausch- Mann. Seinen Namen
muss ich nicht
wissen. Es handelt sich ja nur um einen kurzen Handgriff.
„Bitte ich habe hier Zucker umzutauschen.
Können Sie...“ - Der so
Angesprochene fällt mir mit einem gezielten Hinweis ins Wort, wodurch er
meinen Wortschwall abkürzt. Ich bin froh, denn das spart Zeit. „Da
müssen
Sie zum Herrn Pretnar gehen. Der ist unser Abteilungsleiter.“
„Und wo finde ich den?“
„Da vorne muss er irgendwo sein.“
Das Wort „irgendwo“ scheint mir nicht gerade ein Merkmal für
Zeitersparnis zu sein.
Der Umtausch scheint sich in die Länge zu ziehen.
Mein zielstrebiges weiter schieben meines Wagens um rasch den
bezeichneten Herrn zu finden kommt mir jetzt übereifrig
vor. Wo ist er?
Wer ist es? Bis ich mich durchfrage von einem
Stellagenbetreuungs-
Fachmann zum anderen... - Zielführender muss es doch
sein, wenn ich den Lagerchef
zu mir kommen lasse. Eine gute Idee. Zurück daher zu meiner
Auskunftsperson an der
Schokoladen- Stellage. „Können
Sie mir bitte weiterhelfen? Ich kann den Lagerleiter
nicht finden.“
Während der Mann der süßen Abteilung zu einem Telefon am Ende einer
Stellagenreihe geht, meinte er in ruhigem Tonfall. Für mich zu
ruhig. Denn meine Nerven beginnen sich bereits anzuspannen. "Ich werde
es versuchen!"
Persönliche Verbindung gibt es keine.
Aber das ist ja beim Ausrufen auch
nicht erforderlich. „Herr Pretnar rufen Sie bitte
Klappe 236!“ Gibt er
seinen Notruf in die "Hörer-Muschel".
Nach kurzer
Atempause. - Das sehnsüchtig erwartete Glockenzeichen ertönt. Mein weiß bekleideter Schokoladenmann hebt ab. „Ja, ... aber... wie... na gut...
ja. „ Er legt auf.
Zuerst ein Seufzer, dann enttäuschend: „Alles muss man selber
machen! Dabei bin ich
erst ein Monat in diesem Geschäft. Ich kenne mich
ja noch gar nicht richtig aus.“
Das ist schlecht, denn meine Zeit wird knapp. Aber was soll's, ich werde
ihm helfen. Gemeinsam werden wir es schon schaffen. „Wo ist denn der
Zucker?“- frage ich.
Wir gehen die Regale entlang. „Hier ist er.“ Na
also. Meine Streuer hinein, ein frisches Staubzuckerpaket in meinen
Wagen.
Herr 'Schoko' gibt sich verzweifelt. „Nein, nein, so geht das nicht.
Das Pickerl- was soll
ich damit machen?“ Ja richtig, mit diesem
Bürokratienachweis ist ja die
Umtauschware gekennzeichnet. „Nehmen wir
das Pickerl doch ab und kleben es auf
den Begleitzettel!“ - Gab ich
damit einen guten Rat? „Ja. So wird es richtig sein.“
Gesagt getan. Ich
verlasse die Lebensmittelabteilung.
Schnell zur Spiele- Abteilung! Ich
brauche ja das Traumschiff. Gott sei dank, alles ist im Einkaufswagen. Ich stelle mich bei jener
Kassa an wo die wenigsten Kunden stehen. Damit ich schnell drankomme.
Schließlich habe ich mich
schon etwas verzettelt, mit dem süßen
Umtausch.
Ich komme an die Reihe. Jetzt braucht nur noch verrechnet werden. Es ist
gut, dass
die Kassen an den Zentralcomputer angeschlossen sind. So gibt
es nun sicher keine Verzögerung mehr.
Ich reiche der Kassendame den Zettel mit dem gelben Pickerl und schiebe
das Zuckerpaket, das ich mit den anderen Waren auf das Fließband gelegt
habe, etwas weiter vor.
„Tut mir leid, aber ihre Reklamation können wir hier nicht verrechnen“.
Sie ruft zur Kassendame der Nachbarverrechnungsstelle hinüber. - „Oder
Frau Kollegin, können wir den getauschten Zucker in die Kassa eingeben?“
Antwort: „Nein, das geht
hier nicht. Man kann das nur an der
Lebensmittelkassa machen.“
Nur ein Wort kann die
jetzt herrschende Situation beschreiben. "Chaos".
Ich muss meinen Wagen wieder
beladen. Die nach mir kommende Kundschaft
hat schon ausgeräumt. Sie muss zurück.
Ich muss zurück.
Auch das Wort
"Zeit" fällt mir wieder ein. Aber im negativen Sinn.
Ich habe keine mehr.
Dass man von angespannter Nervosität befallen ist, kann sich nur jemand
vorstellen,
der wie ich, gestresst ist. Ruhe bewahren könnte jetzt nur
mehr eine
nicht ausgelastete
Hausfrau oder ein Pensionist.
Mein zeitlicher Engpass ist unübersehbar.
Endlich von der Kassa befreit,
wende ich, auf der mir auftuenden freien
Bewegungsfläche, die schon
mehrfach geübte „Schleppliftmethode“ an. Die geht so.
Ich laufe einige
Schritte
mit dem schweren Wagen an, halte mich fest und bleibe stehen.
Die Fliehkraft des angeschobenen Wagens schleift mich beinahe zehn Meter
weiter.
Das geht schneller und ich spare mir einige Schritte und wieder
etwas Zeit.
Da erinnere ich mich zurück an die oft rasenden Fahrten mit dem Hand-
Leiterwagen
die ich als Kind mit meinem Bruder auf der steil bergab
führenden Straße unseres Wohnortes "Tauplitz" absolvierte. Meist lenkte ich
den Wagen während Heinz hinten
verkehrt im Gefährt saß um sich als
Bremser zu betätigen.
Freilich, die Schuhsohlen waren bald abgearbeitet worüber unsere Mutter
sehr
unglücklich war. Aber was soll`s. 'Opfer müssen gebracht
werden', sagte schon der Flugpionier Lilienthal, nach einem
Absturz, der ihm den Tod brachte. Schuhsohlen hin, Schuhsohlen her. Ich
muss sehen, dass ich weiterkomme. Vorbei an Waschmittel
und Schokoladen-stellage. Jetzt merkt man erst wie groß die Einkaufshalle
ist.
Die Lebensmittelkassen am anderen Ende
werden sichtbar. Ich bin da. Anstellen.
Fleisch, Käse und natürlich
Schokolade werden vor mir auf das Förderband gelegt.
Ich habe ein paar
technische Artikel die man mir in der Genussmittelabteilung tolerant
abnehmen wird. Und schließlich habe ich ja auch ein Lebensmittelpaket.
Eine Schachtel
mit Staubzucker. Ich lade aus.
Zur Abwechslung ein Herr an der Kasse.
Auch freundlich. Er hat Zeit. Das muss er auch haben. Es ist ja seine
Beschäftigung - dazustehen und zu kassieren. Ich müsste hier nicht
stehen. Ich kann auch nicht mehr
stehen. Ich hab eine andere, ebenfalls verantwortungsvolle Beschäftigung. Familie,
Beruf, Verein und weitere zeitraubende Nebentätigkeiten. Nervosität
kündigt sich an.
Ich trommle mit den Fingern auf die Griffstange des
Einkaufswagens. Da kommt das Gesicht des Kassenmannes näher. Beim Blick
auf
meinen Zettel mit dem gelben
Aufkleber sehe ich einen mitleidigen
Gesichtsausdruck.
Nein, er braucht nichts zu sagen. Ich weiß auch so,
dass sich das Umtausch- Roulett weiterdreht.
„Sie müssen zuerst zur Kassa.“
„Weshalb, warum? Ich bin doch bei der
Kassa.“ Meine Stimme ändert sich. Das ist ein schlechtes Zeichen. Aber
nur für mich. Der Kassier: „Ich brauche einen anderen Schein,
den
bekommen Sie dort bei der Großkundenkasse.“
Na fein, wie viele Kassen gibt es
denn noch. Wenn's da noch eine Hürde
zu überwinden
gibt- Ich weiß nicht was ich mit
dem Zucker mache...
Anstellen und warten. Dann- „Ich brauch einen Reklamations-
schein," hat
der Herr dort an der Kassa gesagt. „Den kann ich ihnen nicht geben.
Da
müssen Sie zum Herrn Wegerer. Das ist der Herr dort im weißen Mantel mit
Brille.“
Ein kurzer Weg für mich.
Ich lasse meinen Einkaufswagen einfach stehen.
Stehlen wird ihn mir schon niemand.
Und wenn auch- Ich wäre schneller
draußen. Ein Herr im weißen Mantel mit Augengläser
arbeitet wie besessen. Er
kontrolliert die Einkaufskörbe nach Bezahlung der Waren.
Ob alles
Eingepackte mit der Rechnung übereinstimmt. Wozu!? Die Kassiere haben
doch eben alles registriert und verrechnet.
Ich habe schon aufgehört
mich zu wundern.
Aber ein Wunder ist es, dass ich das alles
noch
aushalte.
„Herr Wegerer?“ „Ja!“
Er sieht mich nicht an. Er hat keine Zeit. Ich
spreche weiter zu ihm- denn auch ich kann
nicht mehr warten. „Ich brauche einen Reklamationsschein. Ich habe einen
Zucker umgetauscht.“ „Da müssen
Sie ein bisschen warten. Ich muss erst eine Vertretung finden, sonst
darf ich hier nicht weg. Bereiten Sie einstweilen alles vor.“
Ich bin bestens vorbereitet.
Seit mehr als einer Stunde!“ Wieder
warten und noch dazu wegen Personalmangel!
Warum nur. Wir haben doch im
Land mit Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Ob das so ins
Stocken geratene Umtausch - Wirrwarr überhaupt noch in
Fluss kommt muss ich in
diesem Moment bezweifeln. Will man mich
vielleicht vergessen? Die Angestellten
scheinen mir ohnehin gänzlich
überfordert zu sein. Das beruht auf Gegenseitigkeit.
Ich bin's nämlich
auch. Wie zur Bestätigung fällt mir das heutige Horoskop meines
Sternzeichens ein.
„Laden Sie sich doch nicht mehr Pflichten auf, als Sie erfüllen können.
Sie merken doch selber schon, dass Sie der Sache nicht mehr gewachsen
sind. Anstatt starke Selbstzweifel zu
entwickeln, sollten Sie lieber
versuchen, jetzt nur das wirklich Mögliche zu machen. “Das stimmt. Ich bin der Sache nicht mehr gewachsen. Ich weiß wirklich
nicht wie ich,
die
mir selbst auferlegte Pflicht, ein Paket Zucker
umzutauschen, erfüllen soll. Nicht einmal
mit Hilfe der Großmarkt-
Geschäftsführung scheint das zu gelingen.
Sie ist offenbar mit
Wichtigerem beschäftigt. Das, wie im Horoskop angesprochen,
'wirklich Mögliche' dürfte
nur mehr in der Flucht zu finden sein. Man
lässt mich aber
nicht
so einfach fort. Ich muss vorher meinen Einkauf
bezahlen!
Wie aus weiter Ferne höre ich die Stimme von Herrn Wegerer
„Herr
Müller kommen Sie bitte jetzt zu mir !“ Er kommt. Herr Wegerer begibt
sich zu
einem langen Pult. Dort liegen viele Bücher. Er nimmt eines und
meine alte Rechnung.
„Oje, das war ja schon vor einer Woche. Da muss
ich ein anderes Buch nehmen.
So jetzt haben wir es.“ Er schreibt, geht
zu einer Kassa. Das ist ein guter Schritt.
Mein Herz
schlägt wieder
höher. Ist dies nun die Zahlstelle? Ich stürme zu meinem
Einkaufswagen.
„Nein, nein“. - Das ist Herr Wegerers Stimme. Er hält mich ab.
Das darf er nicht. Denkt er denn nicht an meine
Gesundheit? „Das ist jetzt die Gutschrift.
Mit der bekommen Sie Ihr Geld für die
Streudosen zurück,“
ruft er mir nach.
„Wo bekomme ich das Geld ?“ „Dort!“
Aha, bei der Kassa von wo aus ich einst zu
Herrn Wegerer geschickt wurde.
Der
Kreis ist geschlossen.
Die bereits müde gewordene Roulettekugel muss nun
irgendwo landen. Das kann nur fruchtbarer Boden sein. Es gibt kein
Ausbrechen mehr. Wunderbar. Hier und jetzt wird
mein Wunsch, endlich
mein Geld für diesen Einkauf loszuwerden, erfüllt und mein sich
abzeichnender Herzinfarkt wird abgewendet. Glaube ich. Aberglaube. Ich
stelle mich an.
Ich komme an die Reihe. Die Dame am
Schalter:
„Ihre Rechnung habe ich noch nicht.
Sie werden aufgerufen.“
Prima. Organisation
perfekt.
Ich bin
registriert. Hoffentlich muss
ich mich nicht noch für etwas verantworten. Ich weiß nämlich nicht für was. Ich fühle mich unschuldig.
Ein Name wird aufgerufen.
Meiner. „Kassa drei!“ Ich bekomme das Geld der
von meiner Tochter irrtümlich
gekauften Streuzuckerdosen. Damit kann das
Unglückspaket endgültig vergessen
werden. Ich habe nun nichts mehr
umzutauschen. Jetzt sind auch alle Begleitscheine
mit den gelben
`Pickerln´ in den Schubladen verschwunden. Nur schnell anstellen, Ware
auf das Förderband, registrieren lassen, zahlen. So sehe ich es vor meinen
flimmernden Augen.
Nein, so nicht. Der freundliche Kassenmann namens Wegerer will den
zuletzt genannten,
den springenden Punkt nicht erfüllen. „Zahlen müssen
Sie bei der Großkundenkassa.“ Sie ist mir bekannt. Ich finde hin.
Anstellen. Von einem Fuß auf
den anderen steigend versuche ich mich auf den Beinen zu halten. Ich kann
nicht mehr
ruhig stehen.
„Sie sind noch nicht an der Reihe. Sie werden aufgerufen.“
Ich höre nichts mehr, warte deshalb länger als nötig. Das bestätigt
meine Nachfrage, nachdem ich weitere wertvolle Minuten verstreichen
ließ. „Sie wurden bereits aufgerufen.
Begeben Sie sich zur Kassa zwei!“
Geld wechselt den Besitzer. So gern habe ich noch
nie bezahlt. Ich
könnte schreien.
Vor Schmerz, Wut und Freude. Nichts wie weg!
„Kontrolle bitte!“
Ausgerechnet Herr Wegerer stellt sich mir in den
Weg. Er ist wieder an seinem Platz.
Dort wo er Herr über alle Dinge ist.
Er kennt mich, weis aber nicht wie's in mir aussieht.
Nicht was ich von
Beruf bin, welche Beschäftigungen und Verpflichtungen ich habe, dass
ich
verheiratet und fünf Kinder habe. Er kennt meinen übervollen
Terminkalender nicht,
wo sich nun wegen dieser unglücklichen
Umtauschaffäre bereits einige Programmpunkte überschneiden. Er will
offensichtlich gar nichts wissen. Aber es ist unübersehbar.
Herr Wegerer ist in seinem Element. Und da lässt er sich nicht bremsen.
Die
Unterbrechung seiner Haupttätigkeit hat er schon vergessen. In seiner
Begeisterung gewissenhafter Pflichterfüllung merkt er nicht, dass da ein
Nervenbündel vor ihm steht.
Ein Einkaufskrüppel. Den Inhalt meines Einkaufswagens muss er kennen. Er hat ihn
doch
zuletzt bei der Kassa registriert. Amtsschimmel, habe ich geglaubt, gibt
es nur
im Staatsdienst.
Also gut, ich füge mich.
Kontrolle muss sein. Und zwar gründlich. Er
sucht. Nach etwas bestimmten? Glaubt er vielleicht ich hätte was
gestohlen? Ich muss das alles verdeckende Traumschiff hoch nehmen. Da
leuchten seine Augen auf. Herr Wegerer ist am Ziel seiner
Pflichterfüllung angelangt. Unsere Wege werden sich endgültig trennen. Jetzt
muss
der `Chef- Kontroller´ hier nur noch einmal in seiner Dienstpflicht
amtshandeln:
`Ja, das ist das Zuckerpaket´... |
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